Artikel "Selektive Veröffentlichung von Antidepressiva-Studien und Einfluss auf vermutete Wirksamkeit" (Turner et al.)

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Artikel "Selektive Veröffentlichung von Antidepressiva-Studien und Einfluss auf vermutete Wirksamkeit" (Turner et al.)

Originalstudie: Selective publication of antidepressant trials and its influence on apparent efficacy: Updated comparisons and meta-analyses of newer versus older trials PLOS Medicine 2022

Artikel auf Deutsch: Selektive Veröffentlichung von Antidepressiva-Studien und ihr Einfluss auf die vermutete Wirksamkeit: Aktualisierte Vergleiche und Metaanalysen von neueren und älteren Studien Arznei-News 2022

Bereits in einer 2008 veröffentlichten Studie wurde nachgewiesen, dass Arzneimittelhersteller klinische Studien zu neuen Antidepressiva selektiv veröffentlichten.
Positive Studien, die dem Antidepressivum eine Wirksamkeit bescheinigen, wurden vollständig veröffentlicht.
Studien mit negativem Ergebnis, bei denen das Antidepressivum nicht besser als das Placebo abschnitt, wurden nur teilweise veröffentlicht. Durch das Verschweigen negativer Studienergebnisse erscheinen die Medikamente wirksamer als sie sind.

In der Studie von 2008 wurden lediglich 11 % der negativen Studien, der neu von der FDA (amerikanische Arzneimittelbehörde) zugelassenen Antidepressiva veröffentlicht.

In einer neuen aktualisierten Studie für den Zeitraum von 2008 bis 2013 hat sich die Transparenz dahin gehend verbessert, dass nun 47 % der Negativstudien veröffentlicht wurden.

Dr. Andrea Cipriani, Professor für Psychiatrie an der Universität von Oxford, sieht ein größeres Bewusstsein für die Verzerrung der Berichterstattung in der wissenschaftlichen Literatur.
Er sagt, dass Forscher, Patienten und Kliniker veröffentlichte Forschungsergebnisse nicht naiv für bare Münze nehmen sollten.

Dr. Erick Turner vom Fachbereich Psychiatrie an der Oregon Health & Science University School of Medicine begrüßt diese Entwicklung zu mehr Transparenz. Notwendig sei allerdings eine vollständige Transparenz, da Ärzte über alle Studienergebnisse – positive wie negative – informiert sein müssen, wenn sie ihren Patienten Medikamente verschreiben.

Studienautoren: Erick H. Turner, Andrea Cipriani, Toshi A. Furukawa, Georgia Salanti, Ymkje Anna de Vries

Interview/Podcast mit Turner zur Studie: „Aus dem Ohr einer Sau eine Seidentasche machen“: Erick Turner darüber, wie Veröffentlichungsverzerrungen die Integrität der Forschung und die öffentliche Gesundheit bedrohen auf MIA (auf Deutsch anzeigbar)
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Pepper
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