Um ein Psychopharmakon in kleinen Schritten absetzen zu können, ist man häufig gezwungen sich selbst passende Dosierungen herzustellen. Fertig zu kaufende Tabletten, Kapseln und Tropfen gibt es leider nicht in so kleinen Dosierungen, um damit kleinschrittig und risikominimierend absetzen zu können.
Das Teilen von Tabletten nach Augenmaß führt häufig zu sehr unterschiedlichen Dosierungen. Dazu kommt es zu Dosisschwankungen, die beim Absetzen von vielen Betroffenen gespürt werden und zu Absetzsymptomen führen können.
WICHTIGER HINWEIS: Die hier vorgestellte Methode wird von vielen Betroffenen problemlos angewendet. Da diese Methode jedoch von den Herstellern so nicht vorgesehen sind, kann dafür keine Sicherheitsgarantie gegeben werden.
Kurzbeschreibung und Eignung der Feinwaagemethode
Bei dieser Methode werden die vorhandenen Tabletten zerkleinert und dann wird mithilfe einer Feinwaage das gewünschte Gewicht abgewogen.
Diese Methode ist anwendbar für unretardierte Tabletten, Filmtabletten, Dragees sofern diese nicht mit einem magensäureresistenen Überzug versehen sind.
Voraussetzung ist, dass der Wirkstoff in der Tablette gleichmäßig verteilt ist. Garantiert ist die gleichmäßige Wirkstoffverteilung nur bei einer Teilung an einer Bruchkerbe. Vermutlich kann man bei Tabletten mit einer Bruchkerbe, die laut Beipackzettel dosisgleich teilbar sind, jedoch davon ausgehen, dass der Wirkstoff in der gesamten Tablette gleichmäßig verteilt ist und ein Zerkleinern der Tablette daher möglich ist.
Die Feinwaagenmethode ist auch anwendbar für ein Kügelchenpräparat, anstelle des Auszählens der einzelnen Kügelchen in der Kapsel.
WICHTIGER HINWEIS: Retardierte Tabletten oder der retardierte Inhalt einer Kapsel darf niemals geteilt, aufgelöst oder anders weiterverarbeitet werden. Dies zerstört die Retardierung und der Wirkstoff des Psychopharmakons flutet schneller an.
Es gibt relativ günstige Feinwaagen, die zum Abwiegen der Tablettenteile benützt werden können.
Die meisten Feinwaagen wiegen Gewichte bis auf drei Stellen hinter dem Komma (z.B. 0,001 g). Allerdings ist erfahrungsgemäß die Angabe der dritten Kommastelle nicht mehr sehr zuverlässig und genau. Bei Dosierungen unter 1 mg ist daher eine Umstellung auf die Wasserlösmethode sinnvoll.
Berechnung
Eine Tablette besteht aus dem Wirkstoff und aus Hilfs- und Füllstoffen. Auf der Packung ist jeweils die Menge des Wirkstoffes pro Tablette angegeben, z.B. 20 mg.
Die Tablette selbst wiegt insgesamt jedoch deutlich mehr, z.B. 3 g.
Zunächst findet man das durchschnittlichen Tablettengewicht heraus.
Man wiegt dazu beispielsweise 3 Tabletten einzeln ab und bildet den Durchschnittswert (Mittelwert)
Beispiel:
- Die drei Tabletten wiegen: 2,7 g - 2,9 g - 3,0 g.
- Man zählt die 3 Zahlen zusammen (ergibt 8,6) und teilt durch 3 (ergibt 2,86)
- Die Tabletten wiegen also durchschnittlich 2,86 g.
Dann rechnet man die benötigten Menge mit einem einfachen Dreisatz aus.
Rechenbeispiel:
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Die Tablette enthält 20 mg Wirkstoff. Man benötigt 18 mg.
Die Tablette wiegt durchschnittlich 2,86 g (= 2860 mg) (1 g = 1000 mg)
Die Tablette wiegt durchschnittlich 2,86 g (= 2860 mg) (1 g = 1000 mg)
- 20 mg Wirkstoff entsprechen also 2860 mg Tablettenngewicht
- 1 mg entspricht 143 mg (2860 geteilt durch 20 = 143)
- 18 mg entsprechen 2574 mg (18 mal 14,3 = 2574)
Die passende Dosis lässt sich auch ausrechnen, indem man die 10 % direkt vom Tablettengewicht abzieht.
Durchführung der Feinwaagemethode
Man zerkleinert die Tablette und wiegt die entsprechende Menge ab.
Dazu kann man die Tablette mit einem Messer oder Tablettenteiler zerschneiden, "krümeln", zermörsern oder mit einer Feile bearbeiten.
Die Teile oder Krümel füllt man in eine Leerkapsel und nimmt sie in der Leerkapsel ein!
Häufig gestellte Fragen und Tipps
Kann ich die übrigen Tablettenteile aufbewahren bzw. Kapseln auf Vorrat befüllen?
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Ja, beides ist möglich. Du kannst die übrigen Tablettenteile in einem gut verschlossenen, dunklen Döschen aufbewahren.
Das Befüllen von Kapseln auf Vorrat bietet sich an.
Das Befüllen von Kapseln auf Vorrat bietet sich an.
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Das Wiegeergebnis kann durch Elektrostatik, eine schräge oder vibrierende Standfläche, Luftfeuchtigkeit, Zugluft, eine schwache Batterie und fettige Finger verfälscht werden.
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- Du kannst weiter dein gewohntes Präparat einnehmen und musst nicht auf eine andere Darreichungsform (z.B. Tropfen) umsteigen.
- Du bist nicht darauf angewiesen, dass du spezielle Dosierungen von deinem Arzt verordnet bekommst und in der Apotheke herstellen lassen musst.
- Du kannst fein abgestimmte Dosierungen herstellen und bleibst flexibel die Dosierungen jederzeit zu ändern.
- Die Methode ist ziemlich genau und daher deutlich besser geeignet als das Teilen von Tabletten nach Augenmaß.
- Die Methode ist sehr praktisch auf Reisen oder unterwegs, da die Kapseln vorab befüllt werden können.
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- Du musst dir eine Feinwaage anschaffen
- Du benötigst einen kleinen Zeitaufwand zur Herstellung der Dosis.
- Du musst sehr sorgfältig arbeiten, es kann zu Wiegeungenauigkeiten kommen
- Für den untersten Dosisbereich sind Feinwaagen nicht genau genug. Dann ist eine Umstellung auf eine andere Methode erforderlich.
Weiterführende Links zu diesem Thema: