Willkommen im PsyAb-Forum,

Hier findest du allgemeine Informationen zum Forum: Allgemeine Informationen zum Forum
Um im Austauschbereich mitlesen zu können, ist eine Registrierung erforderlich: Registrierungsanleitung
Um selbst aktiv am Austausch teilzunehmen, müssen sich neue Teilnehmer nach erfolgreicher Registrierung zunächst in einem eigenen Thread vorstellen: Wichtige erste Informationen für neue Teilnehmer

-----

Das Forum ist von 28. März bis einschließlich 7. April 2024 für Registrierungen deaktiviert. Die Freigabe der neuen Beiträge erfolgt zeitverzögert. Das Team nutzt die Zeit über die Feiertage, um selbst etwas zur Ruhe zu kommen.
Bitte achtet gut auf euch, unterstützt euch gegenseitig und wenn es Probleme gibt, meldet die entsprechenden Beiträge.

Wir wünschen euch entspannte und erholsame Feiertage!

Liebe Grüße,
Das PsyAb Team


Dieser Text kann durch Klicken auf das X rechts oben in dieser Textbox ausgeblendet werden.

Erfahrungsbericht Tabin: Lithium absetzen

Erfahrungsberichte von Betroffenen, die bereits Psychopharmaka abgesetzt haben
[für alle Benutzer und Gäste sichtbar]
Antworten
Team PsyAb
Team
Beiträge: 624
Registriert: vor 2 Jahre

Erfahrungsbericht Tabin: Lithium absetzen

Diesen Erfahrungsbericht verfasste Tabin im August 2017 für das ADFD Mit ihrer freundlichen Genehmigung stellen wir ihn euch auch hier zur Verfügung

Moderator-Nachricht von: Team PsyAb » vor 2 Jahre

Wichtiger Hinweis:
Das Teilen von Lithium Retardtabletten über die vom Hersteller angegeben Teilbarkeit hinaus, sollte ausschließlich nach ausdrücklicher Einwilligung des behandelnden Arztes erfolgen

Hallo zusammen,

ich habe vereinzelt schon in anderen Beiträgen hier im Forum zum Thema Lithium absetzen geschrieben.
Nun verfasse ich auf Nachfrage noch einen Erfahrungsbericht dazu, greife dabei auch auf bereits von mir geschriebenes zurück.

Ich habe Lithium ca. über 7 Jahre lang genommen, das Absetzen fand auch in diesemZeitraum statt.
Zuvor hatte ich vor und wärend der Einnahme von Lithium verschiedenste AD und NL eingenommen.
Beim Absetzbeginn des Lithiums waren bereits alle anderen Medies erfolgreich abgesetzt.

Meine höchste Dosis war 1/2Tablette morgens, 1 Tablette abends./ 450g , retard.
Ich hatte die morgen Dosis schon einige Monate vor dem eigentlichen Ausschleichen,also bevor ich dies konkret beschloss, nach Absprache abgesetzt.
Ich hatte sie nicht mehr gut vertragen,
und kam gleichzeitig durch die emotional dämpfende Wirkung in der Zeit nicht an die in der Therapie notwendigen Gefühle ran.
Das eingentliche Absetzen habe ich auf 2 Jahre festgelegt.
Die einzelnen Schritte auf je 1/2 Jahr festgelegt.
Also die ersten 6 Monate um 1/4 reduziert.
Nach weiteren 6 Monaten wieder um 1/4 reduziert, somit nur noch eine halbe Tablette abends.
Und dann wieder nach 6 Monaten auf 1/4 runter.
Im letzten halben Jahr habe ich 5 Monate 1/4 genommen und dann noch 1 Monat 1/8.

Das war eine ziemliche Arbeit mit dem gleichmäßigen Zerteilen, aber mit einem sehr sehr feinen Messerchen hat das gut geklappt.
Wie schon geschrieben hatte ich durch das Zerteilen keine Nebenwirkungen. Davor hatte ich ja auch immer morgens eine halbe eingenommen und diese davor an der mittigen Bruchstelle geteilt. Mein Spiegel sank langsam, kontinuierlich ab.
Wissenschaftlich oder medizinisch kann ich es natürlich nicht ausschließen, dass es zu irgendwelchen unerwünschten Nebenwirkungen dadurch kommt.
Bei mir gab es dadurch keine.

An meinen Absetzplan habe ich mich strengstens gehalten und somit nicht vor Ablauf des halben Jahres beurteilt und geprüft, ob ich für den nächsten Schritt bereit bin.
Das würde ich jedem auf jeden Fall raten; halte euch an einen Zeitplan und schmeißt ihn, auch wenn es euch vor Ablauf des Zeitfensters danach ist, nicht um!
Das ist in meinen Augen eine sehr wichtige Selbstkontrolle.
Auch das in sich gehen und miteinbeziehen aussenstehender Personen wenn der nächste Schritt ansteht.
Gerade bei Manie und/oder Depression ist die eigene, aber auch die Rückmeldung von aussen wichtig um einen Krankheitsschub frühzeitig erkennen zu können. Und das, ist ja bei weitem nicht immer so eindeutig.
Viel Zeit, möglichst kleine Reduktionen um den Spiegel ganz langsam zu senken,
und um den neuen Umgang mit den wesendlich lebendigeren Gefühlen zu lernen und aushaltenzu können.

Begleitende Psychotheapie war für mich sehr wichtig, gerade um ein besseres Gefühl von mir zu entwickeln, innere psychische Vorgänge besser reflektieren und wahrnehmen zu können und neue, effektivere Strategien im Umgang mit meinen Gefühlen zu erlernen.

Ohne wäre ein Absetzen für mich nicht möglich gewesen.

Absetzsymptome traten immer so ca.2 Wochen nach der Reduktion auf. Ich verspürte eine vermehrte Anspannung, ein vermehrtes Hin und Herschwanken der Gefühle, auch die Intensität meiner Gefühle nahm in der Zeit zu. Ich verspürte ein Ungleichgewicht, ein Unausgeglichensein.
Die Ausprägung dieser Symptome war jedoch weit von einem Krankheitsschub entfernt.

Ich würde sagen, wenn 10, eine schwere Depressive Epeisode bei mir war, dann war die Intensität beim Absetzen ca.bei 3-4.
Allerdings war das am meist vorherschende Gefühl eine Gereiztheit und vermehrte Verunsicherung.
Also auch nicht diese für mich typische Auswegslosigkeit, Niedergeschlagenheit, Hoffnungslosigkeit,Angst, wie in den Krankheitsphasen davor.

Nach ein paar Wochen legte sich dies aber immer und ich konnte mich psychisch wie körperlich neu einpendeln.
Lithium hatte bei mir auf jeden Fall die Wirkung meine Gefühle zu dämpfen.
Nach dem Absetzen ist mein Gefühlsleben wesendlich lebendiger geworden, mit allen Vor- und Nachteilen.
Denn einen neuen, guten Umgang musste ich mir zeitgleich mit begleitender Psychotherapie hart erarbeiten. :)

Ich wurde gleichzeitig auch durch meine Psychiaterin begleitet, die weiterhin Blutuntersuchungen, Messen des Halsumfangs, EEG... durchführte. So wurde sichergestellt, dass bei mir körperlich alles in Ordnung war und sich auch nach dem Absetzen keiner meiner gesunden Werte verschlechtert hatte.

Ich hoffe ich konnte hier für euch einen ausführlicheren und hilfreichen Bericht verfassen ;)

LG Tabin


Ergänzung:

zu meinem Zeitplan, das war von mir missverständlich ausgedrückt.
Der Zeitplan den ich mir gesetzt habe war nicht dazu da mir feste Absetzzeitpunkte zu setzen an denen ich mir vorgenommen habe "an dem Tag reduzierst du weiter"
Der Zeitpunkt hieß für mich " egal ob ich der Meinung bin es geht mir nach einem Monat schon total gut damit und ich kann ja jetzt schon weiter Absetzen,ich fühle mich ja damit gut .... ein ganz klares "nein, ich warte bis zu diesem Zeitpunkt""
Es diente mir also nicht dazu mir Druck zu machen, sondern mich in Geduld zu üben und nicht Vorschnell zu Handeln.

Denn ich wusste bei mir, dass ich durchaus, wenn es mir schon früher mit der neuen Dosis gut geht, ich zu schnell weitermachen könnte und das vllt zu vorschnell wäre.
Der Zeitplan ist für eine Mindestzeitspanne,keine Maximumzeitspanne.
Der erste Zeitpunkt jeweils an dem ich darüber nachgedacht habe ob nun der richtige Zeitpunkt ist weiter abzusetze noder noch nicht. Ich hatte Glück und es war immer ausreichend. Andere brauchen in derTat einfach auch länger, das ist garantiert bei jedem anders.

Ich bin damit gut gefahren und ich kann aus meiner Sicht auch nur das empfehlen.

Zum Punkt "das Zerteilen einer retard Tablette"
"Da das Medikament als halbe oder ganze Tablette einzunehmen ist, musste ich diese davor schon über Jahre an der mittigen Bruchstelle teilen. Deshalb ging ich auch davon aus, dass dann ein vierteln, achteln nichts an der Wirkung ändern würde. Sonst wäre es vom Hersteller schon recht fragwürdig,wenn er ein Produkt verkauft,dass zu teilen ist, aber gar nicht geteilt werden darf."

"Da ich aber natürlich wie schon jedesmal betont, kein Arzt oder Wissenschaftler bin, der diese Frage objektiv klären kann,
kann ich auch hierzu nur sagen,dass es bei "mir" nichts ausgemacht hat. Meine Erfahrung ;)
Da meine Psychiaterin gegen das Teilen auch nichts einzuwenden hatte, hatte ich daher auch keine Bedenken.

Deshalb "Glück"...kann ich leider nicht objektiv beurteilen."

"Lithium ansich halte ich für hochtoxisch, daher auch die geringe Bandbreite und die engmaschige Überwachung, die unbedingt eingehalten werden muss.
Im Zusammenhang mit dem Teilen, hatte es bei mir keinen negativen Auswirkungen auf den Spiegel. Deshalb hielt ich es bei mir auch nicht für gefährlich. Das Weitere hatte ich ja schon oben geschrieben.

Da ich es in der Tat nur für mich aber nicht objektiv für jemanden anderen beurteilen kann, ja, auf jeden Fall vorher mit eurem behandelnden Arzt absprechen. Holt euch weiteren Rat ein!"

Liebe Grüße,Tabin
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Team PsyAb für den Beitrag:
Danci82
Team PsyAb
Team
Beiträge: 624
Registriert: vor 2 Jahre

Re: Erfahrungsbericht Lithium absetzen

Updates:

März 2018


Hallo zusammen,

ich dachte mir, dass es vielleicht auch noch interessant wäre davon zu berichten, ob ich nach dem erfolgreichen Absetzen von Lithium stabil geblieben bin. Da es ja viele Studien darüber gibt, dass es in den ersten ein, zwei Jahren nach dem Absetzen häufiger zu Rückfällen kommen kann.

Ich bin weiterhin stabil, hatte in der Zwischenzeit keine Rückfälle und komme somit seit einem Jahr und acht Monaten gut ohne Psychopharmaka aus.

Ich denke, dass das sehr langsame Ausschleichen über 2 Jahre hinweg sehr wichtig war, wie auch meine damalige Psychotherapie, um das Lithium ohne Rückfälle absetzen zu können. :)
LG Tabin

April 2020

Hallo zusammen,

ich wollte nur kurz Bescheid geben, dass ich die letzten Jahre weiterhin stabil geblieben bin und es auch heute bin.
Das Absetzen war bei mir also ein Erfolg.

Wünsche Euch bei Eurem Absetzen ebenso viel Erfolg:) lg Tabin
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Team PsyAb für den Beitrag:
Danci82
Antworten