Vorgeschichte:
Januar 2015:
Im Alter von 21 Jahren habe ich mein erstes Antidepressivum, damals Paroxetin, verschrieben bekommen. Ich war damals am Studieren und aufgrund von Stress im Studium und in der Beziehung war ich irgendwann so fertig, dass nichts mehr ging und ich ging zum Wochenendarzt, der mich gleich in eine Tagesklinik überwiesen hat. Dort bekam ich dann das Medikament. Ich wusste gar nicht, worauf ich mich da einließ und auch nicht, welche Konsequenzen noch folgen würden.
Schlussendlich nahm ich das Paroxetin 10 Jahre!!! Ich wollte öfters mal absetzen, bekam von den Ärzten aber immer zu hören "seien Sie froh, was zu haben, das Ihnen hilft und nehmen Sie es weiter". Naja, und das hab ich dann gemacht. Nach 10 Jahren hatte ich die Nase voll und es langsam selber abgesetzt. Als ich auf 0 war, gings mir sehr schlecht und ich dachte oh Gott oh Gott, du bist noch immer krank.
Ging zum Arzt und bekam Venlafaxin verschrieben. Das nahm ich dann weitere zwei Jahre. Nach zwei Jahren hatte ich das Gefühl, das Medikament helfe nicht mehr. Ich war immer öfter in nem Loch und kam immer schwerer raus. Da ich zu der Zeit bereits insgesamt 12 Jahre Medikamente nahm, habe ich völlig das Bewusstsein dafür verloren, dass ich selber der Lenker meines Lebens bin und mich in allem völlig auf die Medis verlassen. Im November 2012 war damit Schluss. Ich ging zur Ärztin, sagte, das Venlafaxin hilft nicht mehr und bekam ein Rezept für Citalopram. Dann ging das Dilemma los.
Ich vertrug das Citalopram nicht, mir ging es immer schlechter und ich ging zum ersten mal in die Psychiatrie (insgesamt war ich nun in den letzten zwei Jahren in 7 Psychiatrien und bin seit über zwei Jahren krank, eine Besserung ist nicht in Sicht). In den Kliniken wurde mit Medikamenten nur so rumjongliert.
Ich bekam nacheinander: Venlafaxin (wegen starker Suizidgedanken wieder raus), Paroxetin (selbes Spiel), Amitryptilin, Opipramol, Lyrica, Mirtazapin, Valdoxan, Sertralin, Lithium (immer alles kurz rein und nach ein paar Wochen wegen Wirkungslosigkeit oder völliger Unverträglichkeit wieder raus).
2014 wurden dann härtere Geschütze aufgefahren. Ich bekam in einer Klinik Lamotrigin, dazu Seroquel. Es ist vielleicht wichtig zu sagen, dass ich für ca. zwei Monate auch Tavor 1,0 mg / Tag bekommen habe. Nachdem dies von einen auf den andern Tag abgesetzt wurde, wurde ich schwer suizidal (ich hatte keine Ahnung, dass das evtl. vom Tavor kam und bekam daraufhin die Kombination Lamotrigin, Seroquel und Lithium. Ich hab gar nicht mehr durchgeblickt bei den ganzen Medis aber bis dahin war ich noch in dem Glauben, die Ärzte würden mir helfen wollen.
Meine letzte Medikation nach KH Entlassung war Lamotrigin 100mg, Seroquel 100mg. Unter Seroquel ging es mir so furchtbar, dass ich es nach vier Monaten alleine abgesetzt habe. Das war im September 14 und es war schrecklich. Nach dem Absetzen hatte ich schlimmste Angstgefühle und Unruhe und hab mich fast psychotisch gefühlt. Und so kam ich zum Tavor.
Ich nahm ab Oktober 1mg Tavor am Tag für ca. 8 Wochen. Anfangs fühlte ich mich besser, nach ein paar Wochen aber bereits nicht mehr und anstatt ruhiger zu werden, wurde ich immer aggressiver und unruhiger. Ich ging zum Arzt und er sagte: absetzen! Ich habe das Tavor in 0,25mg-Schritten reduziert, also erst 2 Wochen 0,75mg, dann zwei Wochen 0,5mg, zwei Wochen 0,25 und die dann noch zwei Wochen halbiert.
Bereits die Phase der Reduzierung war schrecklich. Ich war ganz furchtbar erregt, war jeden Tag im Wald, habe geschrien, geweint, mit Stöcken auf Bäume eingeschlagen. Meine ganze Kraft ging dabei drauf. Ich war ein paar Mal bei meinem Arzt in dieser Zeit und sagte ihm, ich schaffe das so nicht und er soll mich doch bitte auf Diazepam umstellen. Das hat er jedes Mal abgelehnt mit der Begründung ich nehme Tavor 1. nicht lange genug und 2. keine hohe Dosis und ein Umstellen wäre sinnlos. Und so gings halt mit Tavor weiter
März 2015:Jetzt nehme ich seit 34 Tagen kein Tavor mehr und es geht mir so schlecht, dass ich nicht mehr weiß, wie ich das überleben soll. Vom Aufwachen bis zum Einschlafen. Und ich habe oft am Tag das Gefühl, dass ich jeden Moment völlig ausraste und die Kontrolle verliere. Ich pack das so nicht und weiß nicht mehr, was ich machen soll. Ich habe mich in einer Psychosomatischen Klinik angemeldet, will dort aber eigentlich nicht hin, weil sie mir dort doch auch wieder nur Medikamente geben. Ich bin in einem Teufelskreis, der kein Ende zu nehmen scheint.
Ich habe nach wie vor riesige Angst, diesen Entzug nicht zu packen. Bei mir halten sich die körperlichen Symptome im erträglichen Rahmen (ich habe zwar extremes Brennen in Armen und Beinen, unruhige Beine, eine starke körperliche Unruhe, Juckreiz, Taubheitsgefühle) aber das alles würde mich nicht aufgeben lassen.
Die psychischen Symptome bringen mich aber immer wieder um den Verstand und ganz vorne weg ist diese Suizidalität. Die war bis gestern so schlimm, dass ich nicht mehr wusste, wohin mit mir. Ich wollte mich ernsthaft schon selber ans Bett ketten!!!
Gestern Nachmittag hat sich das wie aus dem Nichts gelichtet und war einfach weg für den Rest des Tages!!! Und dann weiß ich auch genau, dass ich...also ICH...überhaupt nichts mit diesen Gedanken zu tun habe, sondern dass sie 100% vom Entzug sind!!! Aber wenn sie da sind, weiß ich das nicht mehr, dann weiß ich nämlich gar nichts mehr und bin absolut unfähig, überhaupt klar zu denken. Und das ist so schrecklich für mich.
Es sind ja jetzt fast drei Monate geschafft und ich frage mich, wann die Symptome in ihrer Heftigkeit endlich nachlassen. Ich weiß schon immer, wenn mein Hirn anfängt zu krampfen (so fühlt es sich auf jeden Fall an), dann kommt wieder irgendwas Heftiges. Aber wie gesagt, ich kann alles ertragen, aber nicht diese Suizidgedanken in diesem Ausmaß!!