Erfahrungsbericht Foxly: Genesung von einem Protrahierten Entzugssyndrom (u.a. Escitalopram abgesetzt)

Berichte von Betroffenen, die bereits Antidepressiva, Benzodiazepine, Neuroleptika (Antipsychotika) oder Phasenprophylaktika abgesetzt haben
[für alle Benutzer und Gäste sichtbar]
Antworten
Team PsyAb
Team
Beiträge: 700
Registriert: vor 3 Jahre

Erfahrungsbericht Foxly: Genesung von einem Protrahierten Entzugssyndrom (u.a. Escitalopram abgesetzt)

Foxly hatte über insgesamt 16 Jahre diverse Antidepressiva eingenommen (ausprobiert wurden u.a. Sertralin, Escitalopram, Duloxetin, einige trizyklische Antidepressiva, sowie Pregabalin, Quetiapin) aufgrund unklarer Schmerzen und anderer Körpersymptome. Escitalopram wurde dann dauerhaft verordnet. Im Verlauf wurde ihr eine MS diagnostiziert.
Februar bis Dezember 2016 war sie ohne Psychopharmaka.

Von Dezember 2016 bis 2019 nahm sie immer wieder zeitweise Escitalopram ein und setzte es jeweils sehr zügig ab, bei zunehmenden (Absetz-)Symptomen.
Nach dem endgültigen Absetzen geriet sie in ein protrahiertes Entzugssyndrom.

Ihre Entzugssymptome verschlimmerten sich jeweils massiv nach Infekten, Antibiotoka, Cortison und anderen Medikamenten und durch die Corona-Impfung. Symptome waren u.a. fehlender Schlaf, schwere Fatique, Kratflosigkeit, stark schwankender Blutdruck mit Herzklopfen und -stolpern, Schwindel, Sehstörungen, Stimmprobleme, das Gefühl "im Kopf eingesperrt zu sein".

Foxly hat uns nun, 4 Jahre nach dem Absetzen, ein sehr mutmachendes Update geschrieben:
der unsägliche AD-Entzug spielt für mich eigentlich gar keine Rolle mehr; es ist wie eine wirklich "böse Geschichte" aus der Vergangenheit, an der ich möglichst wenig rühre. Ich kann z.B. auch die Tagebücher aus dieser Zeit nicht mehr lesen, weil es dann sofort wieder präsent ist. Also ja, es hat Spuren hinterlassen aber es ist jetzt vier Jahre nach null und viele weitere Tiefschläge später deutlich besser, beinahe zu vernachlässigen.
Und verbunden mit einem ganz großen "Mutmach- und Durchhalte-Paket". Verliert niemals den Glauben daran, dass auch Ihr es schaffen werdet, dass auch bei Euch das, was aktuell noch so vehement und bedrohlich vorhanden ist, immer mehr in den Hintergrund rutschen wird. Ich habe gelernt, dass es den einen "Schalter", den man nur umlegen muss, nicht gibt in Bezug auf den Entzug. Ich habe gelernt, dass man viele der kleinen Fortschritte oft gar nicht registriert, weil sie so minimal sind, dass sie aber dennoch vorhanden sind und sich oft erst in der Rückschau als solche zeigen. Ich habe gelernt, dass es nicht DEN Weg daraus gibt, nicht DAS Mittel, das helfen wird, nicht EIN Programm, das allen hilft. Ich habe nur gelernt: Man kommt da früher oder später raus!!!
Eingestellt mit der freundlichen Erlaubnis von Foxly
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Team PsyAb für den Beitrag (Insgesamt 13):
Sunshine71, Lory, Lydia10, Rosenrot, Soulfood, Camilla, Aquila65, froeschle72, SecTT, Bittchen und 3 weitere Benutzer
Team PsyAb
Team
Beiträge: 700
Registriert: vor 3 Jahre

Re: Erfahrungsbericht Foxly: Genesung von einem Protrahierten Entzugssyndrom (u.a. Escitalopram abgesetzt)

Foxly hat 5 Jahre nach 0 ein erneutes, mutmachendes Update verfasst:
ich kann nur wiederholen, dass der Entzug bei mir gute fünf Jahre nach null vorbei ist. Geblieben ist eine massive Unverträglichkeit aller möglicher Medikamente, bzw. auch eine Wirkungslosigkeit z.B. bei Schmerzmitteln. Nun hatte ich schon vorher eine lange Liste von unverträglichen Medikamenten, neu ist seit dem Entzug, dass ich auf viele tatsächlich mit neuropsychiatrischen Symptomen reagiere. Irgendwelche Spuren hat also die jahr(zehnte)lange Einnahme der SSRI doch hinterlassen. Ob sich das noch ändern wird, weiß ich nicht und bin froh, wenn keine Situationen auftreten, in denen Medikamente unerlässlich sind (wie z.B. jetzt bei den OPs oder auch bei bakteriellen Infekten, denn die Unverträglichkeiten/neuropsychiatrischen Nebenwirkungen treten auffällig oft bei Antibiotika auf).
In Summe möchte ich Euch Mut machen, nicht zu verzagen, auch wenn's schwer ist und manchmal kaum mehr zu ertragen. Aber der Entzug, bzw. die Veränderungen, die dieser auslöst sind iwann rückläufig! Vulnerabel für Störungen im neuropsychiatrischen Bereich bleiben wir aber wohl noch eine ganze Weile. Das MUSS aber keinesfalls bei ALLEN so sein!!

Stabilisierend war bei mir auf jeden Fall Rhodiola Rosea und vor allem eine wirklich gesunde, ausgewogenen Ernährung und eine Beseitigung von Vitamindefiziten nach TESTUNG!! (Also nicht einfach iwas draufwerfen, sondern nur was nachweislich im Mangel ist) Diese Tests sind ebenfalls teilweise recht teuer und selbst zu bezahlen, lohnen sich aber m.E. Tipps kann ich diesbezüglich keine geben, da das individuell doch sehr unterschiedlich ist. Ich weiß, wie sehr man darauf hofft, iwo zu lesen, was hilft und das möglichst schnell. Aber das funktioniert so pauschal leider nicht.....

Ebenfalls hilfreich ist, dem ganzen gedanklich so wenig Raum als irgend möglich zu geben, was zugegebenermaßen mitunter sehr schwer ist, wenn die Symptome so übermächtig sind. Ich hab versucht, die losgelöst von "Entzug" oder sonstigen Kausalitäten zu betrachten, ein Stück weit anzunehmen und so gut als irgend möglich einen "normalen" Alltag zu etablieren. Das gelingt natürlich auch heute noch nicht immer! Aber diese "Warum-Gedanken" locken in die Falle, dass sich alles nur verschlimmert und zum Teil verselbständigt.

Soviel für heute......

Ich wünsche Euch allen Fortschritte auf Eurem Weg, diesem unsäglichen und dass bald wieder sowas wie "Normalität" und vor allem Freude in Euer Leben einziehen werden.

Von Herzen alles Liebe
Eingestellt mit der freundlichen Erlaubnis von Foxly
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Team PsyAb für den Beitrag (Insgesamt 4):
SecTT, madmaik, Sabipi, Vidy
Antworten