Erfahrungsbericht Luisa: Venlafaxin abgesetzt

Berichte von Betroffenen, die bereits Antidepressiva, Benzodiazepine, Neuroleptika (Antipsychotika) oder Phasenprophylaktika abgesetzt haben
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Erfahrungsbericht Luisa: Venlafaxin abgesetzt

Nachfolgend der Genesungsbericht anhand mutmachender Updates, den Luisa für das ADFD verfasst hat. Luisa hat Venlafaxin über einen Zeitraum von 4 Jahren abgesetzt.
Mit ihrer freundlichen Genehmigung stellen wir ihn auch hier ein.



Dezember 2021
Liebe Foris
Ich werde hier heute mein letztes Update geben.
Ich habe sehr langsam reduziert, das hat 4 Jahre gedauert( siehe Signatur).
Die Reduktion war begleitet von einem Wellen- Fenster-Rhythmus, mit Tiefs in den Wellen und Erholung, Freude in den Fenstern.
Der Entzug von Venlafaxin war bislang die größte psychische Herausforderung an mich selbst.
Den Entzug habe ich hinter mir, die Heilung ist im vollen Gang.
Nach nun mehr als einem Jahr nach Null geht es mir recht gut, ich habe keinerlei Entzugssymptome mehr.
Symptome die mich nun ab und zu beeinträchtigen sind nicht mehr dem Entzug zuzuschreiben, sondern eher dem Alterungsprozess in dem ich mich befinde.
Ich möchte neue Wege gehen und muss dafür alte Pfade verlassen. Es bedeutet ich kümmere mich um die Lebenszeit die mir verbleibt, fülle sie mit neuen Themen und lasse alte Themen wie den Entzug, der mich lang genug bestimmt hat, endlich los.
Der Entzug und die Heilung verblassen in der Vergangenheit ......

Ich danke den Adfd-Moderatoren, für die vielen wertvollen Informationen und Quellenhinweise, die sie hier im Forum zur Verfügung gestellt haben. Ich danke den Mitgliedern, mit denen ich im regen Austausch war. Sie fanden zur gegebenen Zeit ermutigende, tröstende Worte. Das hat mir Hoffnung gegeben, dem Entzug mit Akzeptanz, Ausdauer und Geduld zu begegnen.
Ich schließe hier meinen persönlichen Thread.

Ich wünsche den Moderatoren und Mitgliedern des Forums PsyAb alles Gute und viel Erfolg.
Vielleicht melde ich mich dort mal.
Herzliche Grüße Luisa

Absetzverlauf:

Vorgeschichte:

2015 Ängste, Depression hervorgerufen durch die Einnahme von Tavor (1x /d für 5 Tage) wegen Flugangst und Herzbeschwerden. Amitriptilin kurzfristig 25 mg, dann rasch in 4 Monaten vorsichtig problemlos abgesetzt
01/2016 burn-out erneute Einnahme kurzfristig Amitriptilin, ohne Erfolg
02/16 Doxepin Trp. Zügig abgesetzt wegen Nebenwirkungen
03/16 Zusammenbruch Aufnahme in Psychiatrie für 5 Wo. Escitalopram 10 mg für 3 Wo.heftigste Nebenwirkungen tägl. Suizidgedanken, wenn Wirkspiegel offenbar max. hatte. Dann auf meinen Wunsch abgesetzt
04/16 Venlafaxin 37.5 mg Retard Suizidalität gebessert
05/16 - 07/16 ambulant bis 3x 37.5 mg aufdosiert, schnell wieder auf 2x 37.5 mg da Nebenwirkungen wie Unruhe, Rastlosigkeit, Gedankenkreisen, Schlaflosigkeit, Zwangsgedanken, Gefühl unter Drogen zu sein, kam einfach nicht runter.
07-12/16 von 2x auf 1x 37.5 mg reduziert, in langsamen Schritten Kü. rausgenommen.
Reduktion zeigte immer Absetzsymptome, von 3x37.5 mg auf 1x37.5 mg aber gut geschafft.

2016
07-12/16 von 2x auf 1x 37.5 mg reduziert

2017
Zunächst 10% dann 5% Reduktion ausgehend von Dosis 37.5 mg ca. alle 4 oder 6 Wo., erst heftige Absetzsymptome dann bei 5% Reduktion besser aushaltbar. Langanhaltende Wellen. Im Dez. 2017 bei 35% der Dosis angelangt

2018
01/18 je nach Packung Einnahme von 49-43 Kü.
02/18 im Durchschnitt Einnahme 42-37 Kü
03/18 i.D. Einnahme 36 Kü
04/18 i.D.Einnahme 32 Kü
05/18 i.D.Einnahme 30 Kü
06/18 i.D. Einnahme 24 Kü
07/18 konstante Einnahme 21 Kü
10/18 18 Kü
12/18 16 Kü
Wellen haben nicht so lange angehalten wie in 2017 aber je niedriger ich komme, desto besser ist es längere Intervalle einzuplanen und konstante Mengen einzunehmen.

2019
01/19 konstante Einnahme 15 Kü
03/19 14 Kü
04/19 13 Kü
06/19 12 Kü
07/19 11 Kü
08/19 10 Kü, da heftige Welle längere Reduktionspause bis zur Stabilisierung, (10 Wo. Pause)
10/19 9 Kü
12/19 8 Kü

2020
02/20 7 Kü (nach Pause von 9 Wochen, wegen reduktionsbedingter Depression)
04/20 6 Kü
05/20 5 Kü (nach 5 Wochen)
06/20 4 Kü
07/20 3 Kü
08/20 2 Kü (nach 5.5 Wo.)
09/20 1Kü

05.10.2020 nach 4,25 Jahren langsamer :schnecke: Reduktion endlich auf Null !!!

Absetzverlauf
Psychische Symptome im Absetzprozess unterscheiden sich kaum von Nebenwirkungen Venlafaxin
Treten nach 2-3 Wo auf, bleiben 2 Wo, ebben dann ab, Absetzintervall alle 4-6 Wochen oder auch langsamer.
Zwangsgedanken, Aggressivität, Derealisation, Depersonalisation, neben sich stehen, Gedankenkreisen, nicht klar denken können, Verwirrung, Grübelei, nur im Kopf sein, Hoffnungslosigkeit, Mutlosigkeit, Selbstzweifel, Gefühl unter Drogen zu sein und vieles mehr.

Trigger:
Jeglicher Art von Stresserleben, auch positiver Stress, fremde Umgebung, Lärm, Schlafdefizit, Hunger, Konflikte, Sport, Hitze, Wetteränderung, Sauna, Pantoprazol, Kortison.

Hilfe:
Verständnisvoller Ehemann, positive Ablenkungen, täglich viel Musizieren, gutes Essen, Schlaf, in diverse Freizeitgruppen gehen, in Krisenphase Psychotherapeutin aufsuchen, Gartenarbeit, Handarbeiten, nichts tun.

Meine Quintessenz: absolute AKZEPTANZ, anhaltende GEDULD, viel ABLENKUNG, viel ZEIT

04.10.21: in den 12 Mo. n Null: eine Welle (Triggerung) alles mit HAPPY END :party2:
02.12.21 Immer noch Happy end und ....Tschüß[/quote]


Update von Luisa Mai 2022:

Hallo Foris
Noch ein Gruß, bevor hier (Anmerkung: gemeint ist das ADFD) nicht mehr geschrieben und gelesen wird:
die langsame Reduktion (4,5 Jahre Dauer) endete mit Null in 10/2020.

Durch Triggerung 05.2021 (Betablockerentzug, vorübergehende Kortisoneinnahme) zeigten sich Entzugssymptome von der übelsten Sorte, eine große schreckliche Welle, die dann rasch verging, als Kortison schrittweise abgesetzt wurde.

Seit 07.2021 kontinuierlich stabil, keine Entzugssymptome mehr, ein ungestörter Prozeß der Heilung.

Ja,....... E N T Z U G....... ist.......V E R G A N G E N H E I T ............

Seit einem Jahr........H E I L U N G .......wahrhaftig zu...........1 0 0 %

„Happy End“ Gruß von Luisa


Update von Luisa April 2023:

Hallo Alle die hier vorbeischauen
Immer noch 100 % Heilung!!! Keine Entzugssymptome in den letzten 2 Jahren.
Ich bin physisch und psychisch völlig gesund und erfreue mich täglich an meinem Leben. Entzug ist Vergangenheit, worüber ich gar nicht gerne nachdenke oder nachfühle, weil so höllisch und wirklich grauenvoll.
Allen Leidenden wünsche ich viel Akzeptanz und Geduld den Entzug zu durchleiden, stetige Hoffnung an Heilung und die nötige Kraft den Entzugsprozess, wie auch die Heilung, aktiv mit viel Selbstfürsorge und Selbstvertrauen zu gestalten.
Herzliche Grüße Luisa
Last edited by padma vor 1 Jahr, edited 1 time in total.
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