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Tipps für Arztbesuche

Hinweise, Anregungen und Erklärungsmodelle zum besseren Umgang mit dem Entzug
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Team PsyAb
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Tipps für Arztbesuche

Als Betroffener, der seine Psychopharmaka reduzieren oder ausschleichen will, ist man auf eine Zusammenarbeit mit dem behandelnden Arzt angewiesen. Denn der Arzt muss zumindest (weiterhin) die Rezepte für die Psychopharmaka ausstellen. Darüber hinaus ist es für viele Betroffene beruhigend, wenn sie ihr Vorgehen mit ihrem Arzt ehrlich besprechen können und sich seine Unterstützung sichern.

Erfreulicherweise greifen immer mehr Fachartikel, Psychiater-Kongresse und Fachverbände das Thema des langsamen Ausschleichen von Psychopharmaka auf. Auch immer mehr Ärzte sind offen für das Thema und bereit ihre Patienten dabei zu unterstützen.

Allerdings gibt es leider immer noch Ärzte, die ihre Patienten beim risikominimierenden Absetzen nicht unterstützen oder ein langsames Vorgehen als "unnötig" abtun.
In diesem Fall könnte folgendes hilfreich sein:


Offizielle Information

Als Basis für ein langsames Vorgehen beim Absetzen kann man dem Arzt eine offizielle Patienteninformation vorlegen, wie z.B.: Viele Ärzte sind solchen Informationen von Fachkollegen gegenüber aufgeschlossener, als wenn "nur" ein Patient sie mit Informationen über die Risiken des Absetzens konfrontiert.


Kommunikation mit dem Arzt

Je ruhiger und strukturierter du mit dem Arzt kommuniziert, desto eher wird er dich ernst nehmen.
Am besten erklärst du deinem Arzt, weshalb du die Psychopharmaka absetzen willst und dass du es sicherheitshalber lieber sehr langsam versuchen willst.

Möglicherweise ist dein Arzt besorgt, dass es dir nach dem Absetzen der Psychopharmaka schlechter gehen könnte. Du könntest dich mit deinem Arzt darauf verständigen, dass du zunächst nur die Dosis etwas senken willst, um zu sehen, ob du auch mit einer niedrigeren Dosis gut zurecht kommst. Ist einmal die Reduktion geschafft, kann man dann auch gemeinsam beratschlagen, ob ein vollständiges Absetzen sinnvoll ist. So könntest du dich schrittweise vortasten und mit deinem Arzt im Austausch über das Absetzen bleiben.

Manche Betroffene empfinden es auch als hilfreich, wenn sie nicht alleine zu einem solchen Arzttermin gehen. Eine Begleitperson als "Rückendeckung" kann unterstützend sein.


Absetzen von Benzodiazepinen

Insbesondere beim Absetzen von Benzodiazepinen sind Ärzte manchmal einem langsamen Vorgehen gegenüber skeptisch eingestellt. Da Benzodiazepine auch einen Suchtdruck hervorrufen können und auch von manchen Menschen als Suchtmittel missbraucht werden, sind Ärzte manchmal nicht dazu bereit die Medikamente über einen längeren Zeitraum weiter zu verschreiben. Dadurch kann man mit dem Absetzen unter Zeitdruck geraten. In solchen Fällen ist es wichtig, deinem Arzt die Ernsthaftigkeit deines Absetz-Vorhabens zu vermitteln.

Dazu könntest du beispielsweise mit dem Arzt vereinbaren, dass er die Tabletten für dich verwahrt und du holst dir immer nur einen kleinen Vorrat für eine Woche.
Außerdem kannst du auch Privatrezepte akzeptieren. Manche Ärzte haben Skrupel Benzodiazepine für längere Zeitspannen auf Kassenkosten zu verschreiben.
Du kannst auch vorschlagen, in regelmäßigen Abständen Bericht über das Absetzen zu erstatten. Dazu ist es sinnvoll, Buch über die Reduktionen, die Absetzsymptome und die Fortschritte zu führen.
Auch die Bereitschaft neben dem Absetzen eine Therapie zu machen, kann überzeugender wirken.


Mögliche Reaktionen/Aussagen von Ärzten

Viele Betroffene haben von folgenden Aussagen von Ärzten berichtet. Offensichtlich reagieren einige Ärzte immer wieder mit diesen Antworten auf das Anliegen die Psychopharmaka ausschleichen zu wollen.
Sie müssen Ihre Psychopharmaka lebenslang einnehmen!
Leider ist die Theorie eines Botenstoffungleichgewichts als Auslöser für psychische Probleme nach wie vor weit verbreitet. Deshalb hängen offensichtlich auch noch einige Ärzte dieser Hypothese an und denken deshalb, Patienten müssten die verordneten Psychopharmaka lebenslang einnehmen.
Diese Theorie ist allerdings bereits widerlegt. Hier findet sich eine Zusammenfassung über diese These und ihre Unhaltbarkeit des CEP (Councils for evidence-based Psychiatriy).

Allerdings lassen sich Ärzte meist nicht gerne belehren. Will man ihnen als Patient erklären, dass die These, auf die sie ihre Behandlung stützen, nicht haltbar ist, reagieren sie oft verständnislos oder gar verärgert.
Oft ist es daher einfacher, man informiert den Arzt lediglich, dass man seine Psychopharmaka auf die niedrigste Erhaltungsdosis reduzieren will. Viele Ärzte sind einem solchen Vorgehen gegenüber aufgeschlossener.

Ein so langsames Reduzieren ist nicht nötig!
Leider wissen viele Ärzte nicht um die Probleme des zu raschen Absetzens von Psychopharmaka. Reduktionen um nur 10% alle 4-6 Wochen erscheinen ihnen deshalb als viel zu langsam.
Um dieses Vorgehen besser begründen zu können, kann es hilfreich sein, eine der oben erwähnten offiziellen Informationen zum Arztbesuch mitzubringen. Dann kann man argumentieren, dass man lieber zur Sicherheit langsamer vorgehen will.

Am besten nehmen Sie das Medikament XY ein, während Sie absetzen. Das kann die Entzugssymptome lindern!
Leider denken viele Ärzte, dass Absetzsymptome erfolgreich mit anderen Medikamenten bekämpft werden können. Dies ist allerdings selten der Fall.
Häufig werden z.B. Benzodiazepine oder sedierende Neuroleptika verordnet, um die Unruhe, welche durch den Entzug eines Antidepressivums auftritt, zu deckeln.
Viele Betroffene, die diesen Vorschlägen gefolgt sind, haben dadurch keine Besserung, sondern eine Verschlimmerung ihrer Symptome erfahren. Außerdem hatten sie nach dem Absetzen des ersten Psychopharmakon dann ein neues, das sie wiederum absetzen mussten - ein Teufelskreis.

Als Patient kann man ein Rezept erstmal annehmen und dem Arzt mitteilen, man überlege sich die Einnahme des neuen Medikaments.
Wehrt man sich direkt gegen die Verschreibung eines neuen Psychopharmakons, wird das von manchen Ärzten direkt als "Therapieresistenz" oder "mangelnde Kooperationsbereitschaft des Patienten" interpretiert (Patient weigert sich, an der Therapie mitzuwirken). Deshalb ist es auch da manchmal sinnvoll, nicht den direkten Weg der Konfrontation zu gehen.
Ob man ein weiteres Medikament dann wirklich einnimmt, ist stets die höchstpersönliche Entscheidung des Betroffenen selbst.


Rezepte für die richtige Darreichungsforum erhalten

Will man sein Psychopharmakon schrittweise reduzieren, ist man häufig darauf angewiesen, es in einer speziellen Darreichungsform zu erhalten. Bei der Anwendung der "Kügelchenmethode" benötigt man beispielsweise ein Präparat, das als Kapsel viele kleine Kügelchen enthält - retardierte Tabletten sind dahingegen zum schrittweisen Reduzieren ungeeignet.

Viele Ärzte stehen den Methoden, mit denen man sich seine individuellen Dosierungen selbst herstellt (Kügelchenmethode, Wasserlösmethode, etc.) kritisch gegenüber. Eine solche "Bearbeitung" der Tablette bzw. Kapsel ist meist nicht vom Hersteller vorgesehen, weshalb Ärzte sich auch rechtlich absichern müssen und davon abraten.

Vielleicht kannst du ohne genaue Ausführungen um ein bestimmtes Präparat bitten, mit dem du besser zurecht kommst.
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