Willkommen im PsyAb-Forum,

Hier findest du allgemeine Informationen zum Forum: Allgemeine Informationen zum Forum
Um im Austauschbereich mitlesen zu können, ist eine Registrierung erforderlich: Registrierungsanleitung
Um selbst aktiv am Austausch teilzunehmen, müssen sich neue Teilnehmer nach erfolgreicher Registrierung zunächst in einem eigenen Thread vorstellen: Wichtige erste Informationen für neue Teilnehmer

-----

Das Forum ist von 28. März bis einschließlich 7. April 2024 für Registrierungen deaktiviert. Die Freigabe der neuen Beiträge erfolgt zeitverzögert. Das Team nutzt die Zeit über die Feiertage, um selbst etwas zur Ruhe zu kommen.
Bitte achtet gut auf euch, unterstützt euch gegenseitig und wenn es Probleme gibt, meldet die entsprechenden Beiträge.

Wir wünschen euch entspannte und erholsame Feiertage!

Liebe Grüße,
Das PsyAb Team


Dieser Text kann durch Klicken auf das X rechts oben in dieser Textbox ausgeblendet werden.

Erfahrungsbericht Pina: Absetzen von Duloxetin

Erfahrungsberichte von Betroffenen, die bereits Psychopharmaka abgesetzt haben
[für alle Benutzer und Gäste sichtbar]
Antworten
Team PsyAb
Team
Beiträge: 624
Registriert: vor 2 Jahre

Erfahrungsbericht Pina: Absetzen von Duloxetin

Dieser Erfahrungsbericht wurde uns von Pina mit freundlicher Genehmigung zur Veröffentlichung zur Verfügung gestellt:

Vorgeschichte

Durch Überlastung hin zu einer schweren depressiven Episode im Jahr 2011.
Angekündigt hat sich diese bereits langsam im Herbst 2010, aber ich habe nicht auf die Signale meines Körpers gehört und mir keine Pausen oder Zeiten für mich gegönnt. Stattdessen habe ich mich solange mit Energiedrinks aufgeputscht bis es zum ersten Nervenzusammenbruch kam. Zu diesem Zeitpunkt habe ich schon einige Woche nur noch das Nötigste geschafft ich war so müde und konnte nach dem Aufstehen direkt weiterschlafen, ich wollte nur noch schlafen. Dazu kamen Magenschmerzen und Rückenprobleme. Ich war so ausgebrannt, das es kurze Zeit später nach dem Urlaub zu einem großen Nervenzusammenbruch kam.
Angst, Panikattacken, Weinen ohne aufzuhören, ein Tief das ich niemandem wünsche und die Intensität auch nicht mehr in Worte zu verfassen mag.
Auf eigen Wunsch hat mich mein Mann in eine Klinik gebracht - so konnte es nicht weitergehen, was sollte mit den Kindern werden.

Es folgten sechs Wochen Klinik Aufenthalt und drei Monate Tagesklinik.
Leider ist es so, das in der Klinik Medikamente an der ersten Stelle standen. Ich bin nie dafür gewesen und habe diese nur genommen, weil mit versichert wurde, das Antidepressiva nicht abhängig machen.
Unerfahren wie ich war, habe ich sie trotz der Skepsis leider genommen.
Heute würde ich diesen Weg nicht mehr gehen. Die Auszeit im geschützten Rahmen, gepaart mit viel Bewegungen und Therapie hätten mich auch zum Ziel gebracht und nicht so geschädigt wie die medikamentöse Therapie.
Wäre es nach den Ärzten gegangen, hätte ich noch zusätzlich Lamotrigin und Valproinsäure bekommen.
Das habe ich zum Glück nicht mehr genommen bzw. die Valproinsäure nur für 1,5 Wochen.

Damals wusste ich auch noch nicht, das in einer Klinik Abhängigkeit mit psychischem Verlangen nach einer Substanz definiert wird. Körperliche Abhängigkeit und die Symptome die durch das Absetzten der Psychopharmaka entstehen werden dabei überhaupt nicht wirklich erwähnt und auch heute leider oft nicht anerkannt. Nach meinen eigenen Erfahrungen und dem was ich von anderen gelesen habe, bin ich fest davon überzeugt, dass der Entzug von Antidepressiva zumindest was Cymbalta oder Venlaflaxin betrifft, ebenso hart und schlimm ist wie der eines Benzo - Entzugs.

Das Absetzten

Ausgangsdosis vor dem Absetzten 2 Jahre lang 120 mg Cymbalta Wirkstoff Duloxetin.

Erster blauäugiger Absetzversuch 05. September 2013 von 120mg auf 90mg . Ich habe eine der täglichen 2 Kapseln um die Hälfte reduziert. Körper reagierte mit heftigen körperlichen Entzugserscheinungen ( Herzrasen, Bauchkrämpfe, Schwindel, heftige Müdigkeit). Nach 4 Tagen Tabletten wieder ohne Reduzierung (9.September) genommen. Erste Stabilisierung ca 8 Tage später..
Starten des Absetzten nach der 10% Regel mit der Kügelchenmethode am 29.09.2013
60 - 60 – 0 Ausgangsdosis (120mg 28.09.2013)
54 - 54 - 0 Cymbalta seit 29.09.2013
52 - 52 - 0 Cymbalta seit 01.11.2013

Am 01.12.2013 bin ich von der Kügelchen Methode umgestiegen auf das Abwiegen der Dosis.
Das Abwiegen war für mich wesentlich komfortabler und angenehmer. Erst im unteren Dosisbereich bin ich wieder auf das Zählen der Kügelchen übergegangen.

Ich nutzte eine Fein Waage Feinwaage 50 x 0,001 (Goldwaage, Taschenwaage)

Schritte im Zeitraffer:

(wenn das nicht interessiert, der scrollt einfach vor bis zum nächsten Punkt)

Von 120mg auf 0 mg CYMBAL*TA:

0 - 0 - 0 seit dem 08.07.2018

1 - 0 - 0 = 0,11 mg seit 21.05.2018
2 - 0 - 0 = 0,22 mg seit 01.05.2018
3 - 0 - 0 = 0,33 mg seit 09.04.2018
3 - 1 - 0 = 0,45 mg seit 04.03.2018
3 - 2 - 0 = 0,56mg seit 30.01.2018
3 - 3 - 0 = 0,6666mg seit 29.12.2017
4 - 3 - 0 = 0,777mg seit 18.09.2017
4 - 4 - 0 = 0,8888 mg seit 02.09.2017
5 - 5 - 0 = 1,1 mg seit 13.08.2017
6- 6- 0 = 1,3 mg 08.08.17
7- 7-0 = 1,5 mg 25.07.2017
8- 8- 0 = 1,7777... mg seit 08.07.2017
9 - 9- 0 = 2 mg seit 01.07.17
10 - 10 - 0 seit 04.06.2017 = 2,22 mg
13 - 13 - 0 Kügelchen = 2,89 mg seit 30.04.2017
Es geht weiter - diesmal wieder normal und kein MT
Von 21 - 21 - 0 bin ich auf 17 - 17 - 0 Kügelchen = 3,78 mg seit 06.03.2017
von 25 auf 2x 21 Kügelchen, das entspricht 2,3 mg - 2,3 mg = 4,6mg aktuell seit November...
27.10.2016 25 Kügelchen - 25 Kügelchen -0
3,3mg - 3,3mg - 0 seit 27.07.2016 (30 Kügelchen -30Kügelchen - 0)
4,5 mg - 4,5 mg - 0 seit 04.06.2016 genaue Dosis Berechnung ab dem 30.06.2016( 41 Kügelchen - 41 Kügelchen -0)
---------- Werte nicht genau, da Kapsel immer mitberechnet wurde:
8,01mg - 8,01 mg - 0 seit 30.06.2016
8,91 mg - 8,91mg - 0 seit 04.06.2016
9,91 mg - 9,91 mg - 0 seit 02.05.2016
11,6638mg - 11,6638mg - 0 seit 09.04.2016
13,867mg - 13,867mg - 0 seit 05.03.2016
17,35mg - 17, 35 mg - 0 mg seit 15.01.2016
18,86mg - 18,86 mg - 0 seit 19.09.2015
20,5 mg - 20,5 mg seit 14.08.2015
22,32 mg - 22,32 mg 24.07.2015
24mg - 24mg- 0 19.06.15
27mg - 27 mg - 0 24.05.2015
12.11. 2014 bis 23.05.2015 erhöht auf 30mg - 30mg - 0
13,68 mg - 13,68mg - 0 seit 04.11.2014
15,2 mg - 15,2mg - 0 seit 11.10.2014
18, 05mg - 18, 05mg- 0 seit 11.09.2014
19,22mg - 19,22mg - 0 seit 30.08.2014
25, 7mg - 25, 7 mg - 0 seit 14.08.2014
30mg - 30mg - 21.05.2014
4,45gn - 4,45gn - 0 gn seit 29.04.2014
4,98gn - 4, 98 gn - O seit 09.02.2014
5, 24gn - 5, 24 gn-O seit 28.12.2013
4, 82gn - 4, 82gn - 0 seit 26.12. 2013
5.24 gn - 5.24gn - 0 seit 01.12.2013 (ab hier mit Waage)


Reduzierungen


Ich habe meistens alle vier bis fünf Wochen zwischen 5% und 8 % von der letzten Dosis reduziert. Manchmal gab es Phasen wo ich länger bis zum nächsten Reduzierungsschritt warten musste, aber es war meistens ein ähnliches Muster mit unterschiedlichen oder auch gleichen Symptomen.
Viele der Symptome sind einfach nur unerträglich und man lebt von einen Augenblick in den nächsten.
Dadurch das ich sehr langsam abgesetzt habe ging es mir zumindest immer eine gewisse Zeit zwischen den einzelnen Reduzierungsschritten etwas besser. Das war die Zeit zum Krafttanken für die nächste schlimme Welle.
Da ich dieses Muster gut erkennen konnte, habe ich die Reduzierung bewusst auf den Beginn meiner Periode gesetzt.
Durch das Absetzten habe ich einige Unverträglichkeiten entwickelt. Wie
Histamin lastige Lebensmittel, Fertiggerichte, Alkohol, Medikamente, Schokolade - alles Dinge die bei mir viele Symptome getriggert haben und auch heute teilweise noch triggern.
Das einzige was ich zur Zeit hin und wieder nehme ist Magnesium und Omega3 Fischölkapseln.
Leider vertrage ich keine Vitamin B und D Tabletten, aber ich versuche diese durch Nahrung zu mir zu nehmen.
Jeder reagiert da anders und muss dies mit allen Produkten und in kleinsten Mengen vorsichtig ausprobieren.

Unterstützung beim Absetzten habe ich im Forum ADFD (das nach 18 Jahren in den Ruhestand geht) bekommen, ohne die Begleitung in diesem Forum hätte ich das Absetzten nicht geschafft. Es ist wichtig sich sehr gut zu informieren und sich mit anderen Auszutauschen. Gerade in schweren Wellen ist es wichtig Unterstützung von Menschen zu bekommen, die einen ernst nehmen und einem helfen nicht einzubrechen.
Leider fehlt diese Unterstützung bei vielen Medizinern. Ich sage nur Stigmatisierung.

Nach dem Entzug

Inzwischen bin ich drei Jahre und 4 Monate auf Null.

Um es vorweg zu sagen, nach dem Entzug ist vor dem Entzug.

Mit einer der schlimmsten und längsten Phasen was das Absetzten betrifft kam nach Null.
Die erste Zeit nach Null war ein Wechsel aus Wellen und Fenstern, einigen kleinen Phasen wo ich dachte alles ist wieder super und kurze Zeit später extreme Reizbarkeit. Ein Wechselbad von Gefühlen und einem extrem großen Aggressionspotenzial, was ich aber zum Glück nur verbal zum Ausdruck gebracht habe.
Nach ungefähr 8 Monaten ohne Medikamente kam der dicke Hammer. Es kamen wieder mehr Symptome, alte und ganz neue Symptome die so heftig waren, das sie mich mehr oder weniger aus den Schuhen gehauen haben. Herzrasen, Frieren, Schwindel, Angst und Panikattacken, Muskelschmerzen und brennende Haut. Fast 2 Jahre bin ich ab diesem Zeitpunkt von einer schweren Welle in die nächste schwere Welle geraten. Ein unmenschlicher Zustand, den ich ohne die Unterstützung der anderen Mitglieder im ehemaligen Selbsthilfeforum “ADFD“ nicht geschafft hätte, auch meine Familie hat mich sehr dabei unterstützt.

Inzwischen ist vieles die meiste Zeit verschwunden, aber der Körper ist immer noch am Heilen und zwischendurch kommen Wellen mit verschiedenen Symptomen meisten Muskelverspannungen, Übelkeit, Konzentrationsprobleme und leichter Reizbarkeit.
Viele der anderen Symptome kommen gar nicht mehr oder nur noch kurz.
Die letzten heftigen Angstattacken und das letzte extreme Tief hatte ich im Winter 19/20
Ich bin leider noch nicht so fit wie ich gerne sein würde, schaffe aber schon wieder einiges mehr
wie noch vor einem Jahr.
Aber ich bin zufrieden mit dem was ich bis jetzt geschafft habe. Ich bin nicht depressiv und lebe mein Leben. Ich koche, lernen mit den Kindern, gebe ein paar Stunden als Übungsleiterin und jobbe am Wachende in einer Küche. Manchmal gehe ich ins Kino oder Essen und manchmal zieh ich mich zurück.
Langsam aber sicher wird alles immer besser und besser.
Abschließend möchte ich noch sagen, es wäre ein Irrglaube zu sagen, das langsame Absetzten hätte nichts gebracht. Es ist und bleibt unerlässlich langsam abzusetzen und in kleinen am Ende sogar in kleinsten Schritten abzusetzen.
Wenn ich zu schnell reduzierte, weil ich zu ungeduldig wurde, so hat mich das immer extrem zurückgeschmissen mit schlimmsten körperlichen und psychischen Symptomen und ich musste wieder auf dosieren.
Ich wünsche allen auf ihrem Weg zur Null und darüber hinaus viel Kraft, Willensstärke und Ausdauer.


Liste der Absetzsymptome

Absetzsymptome_Pina.PNG
Absetzsymptome_Pina.PNG (150.97 KiB) 4179 mal betrachtet
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Team PsyAb für den Beitrag (Insgesamt 6):
Svenja, Windellos, Schwimmerin, Rainer65, Bittchen, Resident2017
Antworten