Poop-out, Protrahierter Entzug,
Prozac Bridge, PSSD (Post-SSRI Sexual Dysfunction), Publikationsbias
Begriff
poop-out
Synonyme
Resistenz, Toleranz
Erklärung
"Poop-out" bezeichnet die sich bei längerer Einnahme von Psychopharmaka oft einstellende Wirkungslosigkeit trotz Dosissteigerung.
Viele Betroffene berichten, sie müssten ihr Antidepressiva, Neuroleptika, etc. immer höher dosieren, um den gleichen Effekt zu erreichen. Irgendwann ist diese Möglichkeit jedoch ausgeschöpft und es treten nur immer mehr Nebenwirkungen auf.
Der Begriff „poop-out“ wurde in englischsprachigen Foren geprägt und bedeutet übersetzt etwa „erschöpft aufgeben, ausgepumpt sein“.
Begriff
Protrahierter Entzug
Synonyme
Langzeit-Entzugssyndrom, Prolongierter Entzug, Post-Akuten-Entzugssyndroms
englisch: Post-acute-withdrawal syndrome (PAWS), protracted withdrawal syndrome, prolonged withdrawal syndromes
Erklärung
Von einem protrahierten Entzug spricht man, wenn Symptome nach dem Absetzen der Substanz länger als einige Wochen anhalten bzw. verzögert, nach anfänglicher Symptomfreiheit, auftreten.
Der protrahierte Entzug, auch Langzeit-Entzugssyndrom genannt, kann mehrere Monate oder auch Jahre andauern. Oft wechseln sich Zeiten der Symptomverbesserung mit schlechteren Phasen (sog. "Wellen“) ab.
Symptome des Post-Akuten-Entzugssyndroms sind z.B.: Schlafstörungen, erhöhte Stress-, Schmerz, Licht- und Geräuschsensitivität, emotionale Überreaktionen oder Abgestumpftheit, Muskelschmerzen, physische Koordinations-Probleme, beeinträchtigte Konzentration, obsessiv-kompulsives Verhalten, Panikattacken, Störungen des Magen- und Darmtraktes u.v.m
Post-akuter Entzug (PAWS) ist eine Konsequenz der erheblichen Veränderungen im gesamten Zentralnervensystem, die während der Einnahme von Antidepressiva oder der zuvor genannten Substanzen eintritt und von denen sich der Organismus offenbar nur langsam wieder erholt bzw. lange braucht um wieder eine Homöostase herzustellen.
Bei PAWS entwickeln sich häufig multiple Unverträglichkeiten, gegen div. Nahrungsmittel, gegen Nahrungsergänzungsmittel und speziell auch gegen Medikamente (auch pflanzliche), Psychopharmaka werden oft überhaupt nicht mehr vertragen
Weiterführende Links
- Artikel "Langzeit-Entzug-Syndrom nach Absetzen von Antidepressiva" (Hengartner et. al.)
- Symptome im Langzeitentzug (Monica Cassani / adfd.org)
Begriff
Prozac Bridge
Abkürzung
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Synonyme
Prozac switch
Erklärung
Prozac ist der amerikanische Markenname von Fluoxetin; bridge (engl.) bedeutet Brücke. Fluoxetin hat eine sehr lange Halbwertszeit und gilt daher als möglicherweise leichter absetzbar als ein Antidepressivum mit einer kurzen Halbwertszeit.
Unter Prozac Bridge versteht man das Umstellen eines SSRI/SNRI Antidepressivum auf Fluoxetin in der Hoffnung, so besser absetzen zu können.
Dieses Vorgehen birgt allerdings mehrere Risiken:
- trotz der ersatzweisen Einnahme von Fluoxetin kann es zu Absetzsymptomen des Ursprungsmedikaments kommen
- es können Nebenwirkungen von Fluoxetin auftreten
- in einer Übergangsphase werden beide Medikamenten paralell eingenommen, dies kann aufgrund der serotonergen Wirkung zu gefährlichen Wechselwirkungen führen (Serotoninvergiftung/Serotoninsyndrom)
- die Umstellung kann das Zentralnervensystem weiter belasten, was sich auf den weiteren Absetzverlauf ungünstig auswirken kann
- es ist nicht gesagt, dass sich Fluoxetin leichter ausschleichen lässt, auch bei Fluoxetin gibt es schwierige und langwierige Absetzverläufe.
Grundsätzlich ist es besser mit dem Medikament zu entziehen, an das der Körper gewöhnt ist. Nur wenn dies selbst bei kleinsten Reduktionsschritten nicht möglich ist, könnte eine Umstellug auf Fluoxetin ein letzter Ausweg sein. Die Umstellung sollte unter ärztlicher Begleitung, überlappend in einer kurzen Zeitspanne auf möglichst niedriger Dosis vorgenommen werden.
Weiterführende Links
Begriff
PSSD (Post-SSRI Sexual Dysfunction)
Abkürzung
PSSD
Synonyme
lang anhaltende sexuelle Funktionsstörung nach Absetzen von SSRI/SNRI
Erklärung
Bei PSSD handelt es sich um eine durch Antidepressiva (aus der Gruppe der SSRI/SNRI) verursachte Art von sexueller Funktionsstörung.
Sexuelle Funktionsstörungen sind eine häufige Nebenwirkung von Antidepressiva, die zumeist nach dem Absetzen wieder abklingen. Bei einigen Betroffenen bleibt diese Störung jedoch nach dem Absetzen des SSRI/SNRI weiter bestehen. Die Symptomatik kann auch erst nach dem Absetzen auftreten oder sich nach dem Absetzen verschlechtern. PSSD betrifft sowohl Männer als auch Frauen, bereits eine Einnahmedauer von nur wenigen Tagen kann zu diesem Syndrom führen.
PSSD kann nach Absetzen des SSRI noch Monate bis Jahre andauern, in manchen Fällen bleibt sie möglicherweise permanent bestehen.
Mögliche Symptome sind u.a.: genitale Taubheit bzw. eine geringere genitale Sensitivität, verminderte oder nicht vorhandene Libido, Impotenz oder reduzierte Vaginalbefeuchtung, Anorgasmie, Schwierigkeiten, eine Erektion oder sexuelle Erregung hervorzurufen oder aufrechtzuerhalten, andauernde genitale Erregungsstörung (PGAD)
Mittlerweile ist das mögliche Bestehenbleiben der SSRI-induzierten sexuellen Dysfunktion nach Behandlungsabbruch in der Fachinformation des SSRI Fluoxetin, im DSM-5 (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders) sowie von der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) anerkannt
Weiterführende Links
- Post-SSRI Sexual Dysfunction - Wikipedia
- EMA: lang anhaltende sexuelle Störungen durch SSRI UND SNRI - Arznei-telegram
- Post-SSRI Sexual Dysfunction - RxISK (englisch)
Begriff
Publikationsbias
Abkürzung
Synonyme
Publikationsverzerrung
Erklärung
Der Publikationsbias ist die statistisch verzerrte (engl. bias) Darstellung der Datenlage in wissenschaftlichen Zeitschriften infolge einer bevorzugten Veröffentlichung von Studien mit „positiven“ bzw. signifikanten Ergebnissen. Durch die selektive Veröffentlichung überwiegend signifikanter Studien wird die gesamte Datenlage verzerrt. Nicht-signifikante Studienergebnisse bleiben oft unveröffentlicht.
Dies hat sich generell im wissenschaftlichen Arbeiten so etabliert. Dennoch können teilweise auch wirtschaftliche Interessen für einen Publikationsbias verantwortlich sein (z.B. wenn die Pharmaindustrie deutlich mehr Interesse an positiven als an negativen Ergebnissen hat).
Damit werden Therapieeffekte (z.B. eines Medikaments) systematisch überbewertet und Nebenwirkungen unterschätzt.
Weiterführende Links
* Publikationsbias - Wikipedia
* Publikationsbias - NeurologyFirst
* Selektive Veröffentlichung von Antidepressiva-Studien und Einfluss auf vermutete Wirksamkeit(Turner et al.)