Artikel "Warum ich denke, dass Antidepressiva mehr schaden als nutzen" (Gøtzsche)

(Fach-)Artikel, Studien und weitere wissenschaftliche Texte, Aufklärungsvideos etc. zum Absetzen von Antidepressiva, Benzodiazepinen und Neuroleptika (Antipsychotika)
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Artikel "Warum ich denke, dass Antidepressiva mehr schaden als nutzen" (Gøtzsche)

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Link zur deutschen Übersetzung auf adfd.org
Der Artikel erschien auch im Magazin "The Lancet Psychiatry" (Volume 1 July 2014).

In dem Artikel verteidigt Prof. Gøtzsche, Mitglied des Nordic Cochrane Center in Dänemark, seine These, dass Antidepressiva mehr Schaden anrichten, als dass sie Nutzen bringen, gegen Kritik von Kollegen wie David Nutt und anderen.
Er führt dazu aus, dass die Bewertung der Wirksamkeit von Antidpressiva (angeblich 10% über Placebo) übertrieben ist, da die Studien dazu nicht ausreichend verblindet durchgeführt wurden. Die Kernaussage dazu ist, dass Patienten, die ein Placebo erhalten keinerlei Nebenwirkungen spüren, im Gegensatz zu Patienten, die den aktiven Wirkstoff erhalten. Durch das Vorhandensein von Nebenwirkungen merken die Patienten, dass sie den aktiven Wirkstoff erhalten. Dies wirkt sich wiederum auf ihre subjektive Einschätzung der Wirksamkeit aus. Wenn Patienten aktive Wirkstoffe erhalten, dann erwarten sie häufig eine Wirkung (Placebo-Effekt).
Er berichtet auch über Studien zur Wirksamkeit von Trizyklischen Antidepressiva (TZA), die ausreichend verblindet waren. Bei diesen Studien wurde dem Placebo ein Wirkstoff beigemengt, der Mundtrockenheit auslöst. Dies führte dazu, dass Placebos von den Patienten als beinahe ebenso wirksam wie der aktive Wirkstoff der TZA bewertet wurde. Die Wirksamkeit der TZA lag bei diesen Studien im klinisch nicht signifikanten Bereich.

Darüber hinaus argumentiert Prof. Gøtzsche, dass die Hälfte der Patienten bei randomisierten Studien die Einnahme von Antidepressiva nach rund 2 Monaten wieder abbricht. Dies zeigt seiner Ansicht nach, dass die Patienten die Medikamente als nicht wirksam erleben. Eine Auswirkung auf den Erhalt des Berufslebens und der sozialen Kontakte kann mit diesen Studien ebenfalls nicht aufgezeigt werden.

Prof. Gøtzsche führt außerdem aus, dass die Absetzsymptome bei Antidepressiva langanhaltend und gravierend ausfallen können. Dass die Abhängigkeit von Antidepressiva daher nicht analog zur Abhängigkeit von Benzodiazepinen (bei denen eine Abhängigkeit anerkannt wird) gesehen wird, ist aus seiner Sicht unverständlich.
Den Schutz vor Suiziden durch Antidepressiva stellt er ebenfalls in Frage. Dazu gibt es seiner Ansicht nach keine Belege. Im Gegenteil: Es gibt Nachweise, dass Antidepressiva die Suizidalität erhöhen.

Die Marketingstrategien der Pharmaunternehmen, um Antidepressiva zu bewerben, bezeichnet Prof. Gøtzsche als rücksichtslos. Solche Unternehmen schrecken auch vor illegalen Tätigkeiten nicht zurück, um "ihre" Medikamente auf den Markt zu bringen und dort zu halten.
Angesichts ihrer mangelnden Wirksamkeit bei leichten und mittelgradigen Depressionen und der fragwürdigen Belege für die Wirksamkeit bei schweren Depressionen, spricht sich Prof. Gøtzsche für einen sparsameren Einsatz von Antidepressiva aus.
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