Sammlung: Neuroleptika / Stimmungsstabilisatoren abgesetzt (Erfahrungsberichte)

Berichte von Betroffenen, die bereits Antidepressiva, Benzodiazepine, Neuroleptika (Antipsychotika) oder Phasenprophylaktika abgesetzt haben
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Sammlung: Neuroleptika / Stimmungsstabilisatoren abgesetzt (Erfahrungsberichte)

Hallo,

Hier werden Erfahrungsberichte von Teilnehmern gesammelt, die ihre Neuroleptika oder Stimmungsstabilisatoren abgesetzt haben.
Dieser Thread wird laufend erweitert.

Liebe Grüße,
Das Team von PsyAb
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Re: Sammlung: Neuroleptika / Stimmungsstabilisatoren abgesetzt (Erfahrungsberichte)

Blumenwiese hat erfolgreich Quetiapin ausgeschlichen. Sie nimmt noch Promethazin, das sie aktuell ausschleicht. Hier ihr Erfahrungsbericht, über das Ausschleichen von Quetiapin, den sie uns freundlicherweise zur Verfügung stellt:

Liebe Foris, :group:
Nachdem ich 2016 auf einer Traumastation retraumatisiert worden war, musste ich nochmal für 3 Monate in eine andere Klinik zur Stabilisierung. Zu Beginn war ich auf der Geschlossenen und bekam dort 150 mg Quetiapin Retard, um die dissoziative Identitätsstörung zu unterdrücken. Die 100 mg Promethazin, die ich bis dahin nahm, wurden kalt abgesetzt.

Ich wurde nach dem Klinikaufenthalt ambulant weiterbehandelt und musste das Quetiapin Retard wegen nachlassender Wirkung und zunehmender Suizidalität immer weiter erhöhen bis auf 300 mg im Frühjahr 2017.
Wegen starker Nebenwirkungen, die mit zusätzlichen Medikamenten nicht in den Griff zu bekommen waren, begann ich dann im Sommer 2017 abzudosieren.

Ich schlich das Quetiapin über 4½ Jahre aus.
Dafür kombinierte ich das retardierte und das unretardierte Quetiapin, da die niedrigste zu erhaltene Dosis vom Quetiapin Retard 50 mg war.

Zu Beginn halbierte oder viertelte ich das unretardierte Quetiapin noch mit einem Tablettenteiler, was alles andere als genau war. Als ich unter 50 mg Quetiapin kam, zeigte sich aber, dass mein Körper diese Dosisschwankungen nicht mehr kompensieren konnte und ich kombinierte die Tabletten mit Kapseln, die ich in der Apotheke herstellen ließ. Bis ich auf 25 mg abdosiert hatte, kombinierte ich jedoch weiterhin halbe Tabletten mit den Kapseln. Das Vierteln gab ich ganz auf.

Erst als ich unter 25 mg abdosierte, wechselte ich komplett auf die Kapseln aus der Apotheke. Mit der genaueren Dosierung wurden auch die Absetzsymptome leichter.

Wegen zu hohem Arbeitsaufwand wollte mir die Apotheke jedoch nicht alle Dosierungen herstellen, die ich im niedrigsten Dosisbereich gebraucht hätte, um weiterhin mit nicht mehr als 10% abzudosieren. Dadurch wurde es gerade zum Ende hin sehr schwierig und die Absetzsymptome stärker.

Mit 1 mg bin ich dann abgesprungen, da die Apotheke mir bei geringerer Dosis nicht mehr garantieren konnte, dass die Dosierung noch genau ist.

Während des gesamten Absetzprozesses wechselten die Symptome immer wieder mal und es waren nie alle gleichzeitig dagewesen. Nach dem Absetzen änderte sich das aber und ich hatte die ganze Palette, die ich schon in den 4½ Jahren kennengelernt hatte auf einmal.

Symptome, die mich während des Absetzprozesses begleiteten:
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  • Verstärkung der Grundsymptomatik
  • Depression
  • Hoffnungslosigkeit
  • Angstzustände
  • Bedrohungsgefühl durch Gegenstände
  • Aggression/ Gereiztheit
  • Gefühlsausbrüche
  • Innere Unruhe
  • Gedankenrasen und -kreisen
  • Katastrophisieren
  • Zwangsgedanken
  • verstärkte Zwänge
  • schnelle Überforderung
  • Reizüberflutung
  • Reizverzögerung
  • Gedankenecho
  • Akkomodationsstörung/ Sehstörungen
  • Lichtempfindlichkeit
  • wattiges Gefühl im Kopf
  • Gehirnhüpfen/ Gehirnschubsen
  • Körpervibrieren
  • Anspannungszittern
  • starker Rückzug
  • Gefühl von meiner Umwelt/Menschen abgeschnitten zu sein
  • Angst vor menschlichen Kontakt
  • Sehr hohe Flashbackneigung
  • mehr selbstverletzendes Verhalten (SVV)
  • Suizidalität
  • mehr Albträume
  • Verändertes Träumen
  • Kein Innenkontakt
  • Ein-und Durchschlafprobleme
  • verstärkt Amnesien
  • Verwirrtheit
  • Extreme Vergesslichkeit u. Konzentrationsprobleme
  • mehr Dissoziationen
  • Wahrnehmungsverzerrung
  • vermehrt Gleichgewichtsstörungen
  • Schwindel
  • Wassereinlagerungen
  • extremer Durst/ Dehydration trotz ausreichender Trinkmenge/ Mundtrockenheit
  • Schweißausbrüche
  • Frieren
  • Herzrasen
  • Kreislaufprobleme
  • Blasenkrämpfe
  • Blasenentzündung
  • Darmkrämpfe
  • Schmerzhaft aufgeblähter Bauch
  • Magenschmerzen
  • Übelkeit
  • Durchfall
  • Schmerzen am ganzen Körper
  • Verstärkung der Ticstörung
  • schwere Erschöpfung/ Müdigkeit
  • starkes Krankheitsgefühl/ Fiebergefühl
  • extremes Zähneknirschen (auch tagsüber)
  • empfindliche, schmerzhafte Zähne
  • Zahnfleischbluten
  • Trockene Haut u. Schleimhäute
  • Sicca Syndrom
  • Bindehautentzündung
  • Akne
  • Ekzeme
  • Haarausfall
  • Verstärkung bestehender Allergien und neue
  • Entwicklung einer Histaminintoleranz u. zeitweiser Verschlimmerung nach Absetzschritten
  • roter Dermographismus mit Urtikaria
  • leichter Juckreiz am ganzen Körper
  • Blaue Flecken
  • Anorexie (Niedrigdosisbereich)
  • (Fazialesparese entzugsbedingt???)
Aber schon nach 5 Wochen besserten sich die ersten Symptome. Nach 15 Wochen waren fast alle Absetzsymptome verschwunden gewesen. Es waren sehr schwere 15 Wochen gewesen, aber ich habe es überstanden. Die ganze Zeit habe ich mich daran festgehalten, dass Absetzsymptome irgendwann vergehen werden. Und so war es dann ja auch.

Geholfen haben mir in der ganzen Absetzzeit besonders, die Symptome mit Humor zu nehmen (soweit möglich). Z.B. die Wahrnehmungsstörungen, die teilweise sehr schräg waren und auch die dissoziativen Symptome. Es gab natürlich auch diverse belastende Symptome, wo mein Humor versagte.
Es tat mir in der Zeit gut, im Forum (erst im ADFD später im PsyAb) zu lesen, dass diese Symptome auch andere kennen. Das half mir, diese einzuordnen. Auch spazieren gehen, Achtsamkeit, einfache Meditationen mit einer EntspannungsApp, Coolpacks auflegen, Pieksige Gegenstände halten, mit Hundi kuscheln, Blumen pflanzen, mir viel Gutes tun.... halfen mir, diese Zeit zu überstehen.

Es zeigten sich durch die Reduktionen auch immer wieder neue Traumainhalte, da weniger gedeckelt wurde. Gerade dafür war es gut gewesen, so langsam zu reduzieren, um nicht vollkommen überflutet zu werden. Ich hatte das Glück während der ganzen Zeit eine sehr gute Traumatherapeutin an meiner Seite zu haben, die mir half, die ganzen Erinnerungen zu integrieren.

Das langsame Abdosieren braucht so unglaublich viel Geduld, aber es lohnt sich.

🌈Liebe Grüße
🌺Blumenwiese🌺
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Re: Sammlung: Neuroleptika / Stimmungsstabilisatoren abgesetzt (Erfahrungsberichte)

JuLia hatte ca. 10 Jahre lang aufgrund von Schlafstörungen Quetiapin (unretardiert) in wechselnden Dosierungen von 25 bzw. 50 mg eingenommen.
Folgender Absetz- und Genesungsbericht wurde aus ihrem Absetztagebuch zusammengestellt und mit ihrer freundlichen Erlaubnis hier eingestellt:


Im November 2020 stabilisierte sie sich zunächst auf 25 mg. In einem ersten Schritt reduzierte sie im Dezember 2020 auf 12,5 mg. Von Januar 2021 an reduzierte sie in kleinen Schritten von zumeist 0,5 mg mithilfe der Wasserlösemethode. Januar 2023 ging sie dann von 0,25 mg aus auf Null.

Ihre Entzugssymptome während des Absetzens: Schwindel, Angst, Übelkeit, Appetitlosigkeit, Pulsschwankungen, Druck auf der Brust, Bronchitis, leichte Kopfschmerzen, niedriger Puls, Übelkeit, Heißhunger vor allem spät abends, schnell erschöpft, Kribbeln in einzelnen Zehen und Fingern, Juckreiz an einzelnen Stellen, Histaminunverträglichkeit, Kloß im Hals Gefühl.

Ein Monat nach Null berichtet sie:
Ich habe weiterhin Schritt für Schritt das Quetiapin abgesetzt, so wie es sich gut angefühlt hat. Manchmal habe ich über ein paar Wochen oder Monate die Dosis gleich gelassen, da entweder vergessen oder bewusst gewollt.

Die Absetzsymptome waren für mein Empfinden gering. Ab und zu Müdigkeit, Kopfschmerzen und Schwindel.

Nun bin ich seit Januar bei Null angekommen und darüber so glücklich und Gott so unendlich dankbar 🥳🙏🏻

Ich kann seit 10 Jahren ohne Tabletten einschlafen - das ist so ein verrücktes Gefühl.
Keine Angst mehr zu haben diese blöden Tabletten evtl zu vergessen wenn ich in den Urlaub fahre etc.
Update April 2024, ein Jahr nach Null:
Hallo ihr Lieben,

nach über einem weiteren Jahr wollte ich nun nochmal ein Update geben.
Ich bin immer noch bei null! 🎉
Kein Quetiapin mehr seit meinem letzten Post.

Ich blicke zurück und der Weg war auf der einen Seite im Vergleich zu vielen leicht und auf der anderen Seite sind doch schwere Dinge geblieben. Die Angst bei Ärzten nicht ernst genommen zu werden bleibt, die Angst mir Symptome eventuell nur einzubilden ist/war öfters mal vorhanden und auch eine geringere Belastbarkeit zu früher ist da.

Mir geht es heute gut, ich habe nicht das Gefühl als würde ich ansonsten Nebenwirkungen bewusst wahr nehmen.

Es ist kein einfacher Weg, es ist ein langer Weg und ich wurde oft mit Unverständnis konfrontiert und glaubte meinen eigenen Körper nicht mehr zu kennen.
Ich bin sehr dankbar weg von diesen Tabletten gekommen zu sein und trotz der langen Einnahme vergleichsweise geringe Nebenwirkungen auch im Nachhinein gehabt zu haben.

Verliert nie den Mut und die Hoffnung!

Alles Liebe,
Julia
Update 28. Februar 2025, ca zwei Jahre nach 0
Hallo ihr Lieben,

ein weiteres Jahr ist vorbei. Hier nochmal ein kleines Update: weiterhin bei Null. (Und dabei bleibt es auch, nie wieder Quetiapin oder sonstiges.)
Keine Absetzsymptome und dafür bin ich sehr sehr dankbar.
Ganz viel Liebe & Kraft an alle die diesen Prozess gerade durchlaufen!

Ich drück euch!
zuletzt ergänzt 02.03.2025
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Re: Sammlung: Neuroleptika / Stimmungsstabilisatoren abgesetzt (Erfahrungsberichte)

Alma hat Quetiapin 12,5 mg nach einer Einnahmezeit von 8 Jahren abgesetzt. Sie nimmt noch Citalopram ein. Dieser Erfahrungsbericht wurde mit ihrer freundlichen Erlaubnis aus ihrem thread zusammen gestellt.

Alma hatte Quetiapin zum Schlafen verordnet bekommen und nie mehr als 12,5 mg genommen. Mithilfe der Wasserlösemethode hat sie es über einen Zeitraum von 20 Monaten kleinschrittig ausgeschlichen. Da die Reduktionsschritte sich relativ unkompliziert gestalteten, konnte sie etwas größere Schritte machen, als die üblichen 10 %.

Ihre Hauptsymptome nach den Reduktionen waren anfangs intensive/wirre Träume, unruhige Nächte, Unruhe.

Alma hat bis auf 0,125 mg herunter dosiert und dann den Schritt auf 0 gewagt. Dieser letzte Schritt verlief völlig problemlos.

Sie schreibt:
Mir geht es insgesamt gut seitdem, ich kann schlafen wie zuvor, stimmungsmäßig fühle ich mich auch gut. Ich bin sehr, sehr froh, nun wenigstens das Quetiapin vollständig losgeworden zu sein.

Liebe Grüße und :thx: für die guten Tipps hier!

Alma
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Erfahrungsbericht Quetiapin abgesetzt /Sammlung: Neuroleptika / Stimmungsstabilisatoren abgesetzt

Lamalein hat eine langjährige Psychopharmakageschichte, mit vielen verschiedenen Psychopharmaka. Sie hat jetzt erfolgreich Quetiapin abgesetzt. Ihr Erfahrungsbericht wurde mit ihrer freundlichen Erlaubnis eingestellt


Erfahrungsbericht zum Absetzen von Quetiapin:

Quetiapin und ich haben schon eine lange gemeinsame Geschichte. Schon 2000 bei meinem ersten Psychiatriebesuch im Alter von 20 Jahren wurde es angesetzt, um den Entzug vom Lorazepam abzumildern. Nach fünf Monaten wurde ich letztlich mit Valproinsäure 1000 mg, Quetiapin 300 mg unretardiert und einem protrahierten Entzug von Lorazepam entlassen. Nach einem halben Jahr legten sich die Entzugsprobleme, ich fing an zu studieren. Ich war immer wieder erkältet, hatte große Konzentrationsprobleme und viel Müdigkeit über die nächsten 6 Jahre. Ich habe mich aber durchgekämpft und immer wieder auf ein Absetzen von weiteren 25 mg bei jedem meiner Psychiaterbesuche gedrängt. Damals hatte ich noch keine Ahnung, wie Entziehen von Psychopharmaka geht. Das Internet steckte noch in den Kinderschuhen, Austausch diesbezüglich gab es kaum. Auch rechnete ich all die Entzugserscheinungen nie dem Quetiapin zu. 2006 war mein Studium fertig und ich bewarb mich in Deutschland auf Stellen. Irgendwann klappte es und ich setzte am letzten Abend vor Beginn der Arbeitsstelle die letzten 25 mg Quetiapin ab.

14 Jahre hatte ich meine Ruhe von den Medikamenten. Ich hatte immer wieder Depressionen, aber nie so, dass sie mich so stark eingeschränkt haben, dass ich nicht mehr arbeiten konnte. 2020 verließ ich meinen Job, ich war ausgebrannt, war schlecht darin, Grenzen zu setzen und merkte auch, dass diese Arbeit nicht das richtige für mich war. Dann kam Corona und auch die Angststörung wieder, ich verlor die Kontrolle über mein Leben.

Ich wies mich wieder selbst in eine Psychiatrie ein, obwohl ich es eigentlich nicht wollte, aber jeder aussenrum meinte, was das Beste für mich sei. Und damit begann ein langer Kampf mit 15 Medikamenten, die ausprobiert wurden und sieben Psychiatrien in eineinhalb Jahren. Bei jedem Besuch kam ich hinten schlechter raus, als ich vorne reingegangen bin. Es war ein Martyrium.

Ende 2021 hatte ich Nase voll und ich verließ mit Lorazepam (1 mg), Quetiapin (300 mg retard), Pregabalin (225 mg) und Mirtazapin (45 mg) die letzte Psychiatrie. Mir ging es äußerst schlecht, auch weil ich eine PTBS durch die Behandlung erlitten hatte und total übermedikamentiert war. Meine Tage kommen und gingen, heute weiß ich gar nicht mehr, was in der Zeit passiert ist, es war ein einziger grauer Nebel. Anfang 2022 habe ich mich beim Psychiater durchgesetzt, die Medikamente zu reduzieren, weil ich fühlte, dass sie Teil des Problems waren. Ich dachte, dass das Quetiapin das schlimmste von allen hinsichtlich der Nebenwirkungen sei. Ich informierte mich hier im Forum sehr viel über die Absetzmöglichkeiten. Da aber Quetiapin retard bei mir angesetzt war, war das nicht so einfach möglich. Meine Aufteilung des Quetiapins sah 50mg – 50 mg – 200 mg – 0 aus. Im ersten Schritt ließ ich mit 16 % die Mittagsdosis von 50 mg komplett weg.

Der Entzug von Quetiapin wirkt sich bei mir immer mit den ähnlichen Symptomen aus. Gedankenkreisen, Kopfschmerzen, Muskelschwäche, Unruhe, Zittern, Durchfall, Brainzaps, Ängste, Depressionen, Albträume, Flashbacks, Immunschwäche mit Erkältungen oder Entzündungen, Hautprobleme, Leukopenie.

Bis 150 mg Quetiapin reduzierte ich in 25 mg-Schritten. Ich ließ mir immer ungefähr vier Wochen Zeit für jeden Reduktionsschritt. Ich nahm immer eine Teildosis von 50 mg retardiert und stellte um auf zwei Mal 25 mg unretardiert – also nahm ich bei ehemals 200 mg retardiert 150 mg retardiert und zwei Mal 25 mg unretardiert ein. Ich wartete die Umstellung nicht ab, sondern reduzierte gleich auf 175 mg, würde eine Umstellungsphase aber empfehlen, denn mich hat es schon ordentlich gebeutelt. Ich war einfach zu ungeduldig, meine Leberwerte schlecht und die Leukopenie jagte mir große Angst ein. Ich war aber auch viel an Entzug gewöhnt und somit enorm leidensfähig und bereit, es auszuhalten.

Ab 150 mg retardiert arbeitete ich mich über knapp zwei Jahre in einer Range von 6 bis 15 Prozent-Reduktionen langsam runter auf 25 mg unretardiert. Ich habe bei Dosisstärken von beispielsweise 5 mg oder 10 mg immer mit der Individualrezeptur gearbeitet. Für den ganzen Absetzprozess habe ich mindestens 20 Rezepturen gebraucht. Diese habe ich mir immer vom Psychiater auf Privatrezept aufschreiben lassen müssen – also selbst gezahlt. Das Grundrezept (25 mg oder 50 mg Tabletten) habe ich von der Kasse bezahlt bekommen, die Herstellung der Rezeptur (im Durchschnitt um die 80 Stück) wurde dann in der Apotheke vorgenommen. Ich habe immer alles feinsäuberlich in einer Tabelle eingetragen. 35 Absetzschritte waren es von Januar 2022 bis August 2025.

Das letzte Jahr bin ich recht langsam vorgegangen, und habe auch aufgrund der Lebensumstände eine Pause von vier Monaten eingelegt. Ich würde immer raten, über die Winterzeit eine Pause einzulegen, besonders, wenn man viel mit Entzugsdepression zu kämpfen hat. In den dunklen Wintermonaten ist das eine zusätzliche Belastung. Wenn man eine Frau ist und einen normalen Zyklus hat, sollte man sich auch hier immer danach richten. Ich habe immer in der ersten Zyklusphase reduziert, weil da die hormonelle (psychische) Situation am stabilsten ist.

Am 16. August 2025 habe ich das Quetiapin endlich abgesetzt. Es haben sich die üblichen Entzugserscheinungen ab dem fünften Tag gemeldet, aber nicht mehr als sonst auch. Natürlich darf ich nicht vergessen, dass ich noch eine Reihe anderer Psychopharmaka nehme, die wahrscheinlich auch einen Deckelungseffekt bewirken. Alles in allem war es bislang die beste Entscheidung, mit dem Quetiapin zu beginnen und ich werde im Rahmen der psychiatrischen Willenserklärung verhindern, dass ich jemals wieder dieses Medikament angesetzt bekomme.

Ich glaube, es ist in kleinen Schritten individuell angepasst möglich, von jedem Medikament runterzukommen. Das Gute an der Individualrezeptur ist, dass es so gut wie keine Dosisschwankungen gibt. Nächstes Jahr werde ich auch das Lorazepam anpacken und dann mal schauen, ob meine Theorie stimmt. Aber ich bin zuversichtlich.
Folgende Benutzer bedankten sich beim Autor Team PsyAb für den Beitrag (Insgesamt 8):
Lamalein, Klaudia, Sebastian83, Frühlingszwiebel, Arleva, loewe55, Achterbahn, rzucco
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