Erhöhtes Sturzrisiko unter Psychopharmaka bei älteren Menschen in Pflegeheimen
Studie: Auswirkungen potenziell unangemessener psychotroper Arzneimittel auf Stürze bei älteren Erwachsenen in 23 Altenpflegeeinrichtungen in Australien: eine retrospektive Längsschnitt-Kohortenstudie (Narjis Batool et al., 2025)
Eine neue, australische Längsschnittstudie untersucht den Zusammenhang zwischen einer Einnahme von potenziell ungeeigneten Psychopharmaka und Stürzen in Altenpflegeheimen.
Für die Studie wurden die Daten von 3064 Bewohner der Langzeitpflege in australischen Pflegeheimen über einen Zeitraum von 2 Jahren ausgewertet. 40% von ihnen nahmen zumindest ein potenziell ungeeignetes Psychopharmaka (ZNS-PIPM) ein. Diese Medikamentenklasse umfasst Antidepressiva mit starker anticholinerger Wirkung, Antiparkinson Wirkstoffe mit starker anticholinerger Wirkung, typische und atypische Antipsychotika, Benzodiazepine, Barbiturate und Z-Substanzen.
Ergebnisse:
Diejenigen, die ein potenziell ungeeignetes Psychopharmaka einnahmen, hatten ein fünfmal höheres Risiko für Stürze im Vergleich zu Nicht-Anwendern.
70 % von den Anwendern erlitten mindestens einen Sturz, 53,6 % mit Verletzungsfolgen und bei 30,2 % war ein Krankenhausaufenthalt erforderlich.
Die Forscher führen aus:
Obwohl solche Medikamente manchmal notwendig sein können, betonen die aktuellen Leitlinien für Beste Praxis (38 39), dass nicht-pharmakologische Interventionen die erste Wahl bei der Behandlung von verhaltensbezogenen und psychologischen Symptomen der Demenz (BPSD) sein sollten. Psychopharmaka, einschließlich Antipsychotika, Benzodiazepine und Antidepressiva, sollten nur dann in Betracht gezogen werden, wenn die Verhaltenssymptome eine erhebliche Belastung darstellen oder Schaden anrichten und wenn nicht-pharmakologische Strategien wie kognitive Verhaltenstherapie, psychosoziale Interventionen, körperliche Aktivität und andere sensorische Stimulationen sowie Musiktherapien (40) unwirksam waren.
Darüber hinaus kann ein hoher Benzodiazepin-Konsum das Risiko von Stürzen, Knochenbrüchen, Angststörungen, Lungenentzündungen und Demenz erhöhen.(41-43) Ein unangemessener Einsatz von Antipsychotika kann zu Lungenentzündungen, venösen Thromboembolien und zerebrovaskulären Ereignissen führen, (44 45) während unangemessene Antidepressiva das Risiko kognitiver Defizite erhöhen können.(46)
Fazit:
In Anbetracht dieser Risiken sind eine sorgfältige Abwägung und regelmäßige Überprüfung der Verordnungen von Psychopharmaka unerlässlich, um einen angemessenen und sicheren Einsatz bei älteren Erwachsenen mit Demenz zu gewährleisten.(47) Die regelmäßige Einnahme von PIPM sollte vermieden werden, und die Absetzung von Psychopharmaka sollte nach Möglichkeit befürwortet werden.
Quellenangabe: Batool N, Raban MZ, Seaman K, et al. Impact of potentially inappropriate psychotropic medicines on falls among older adults in 23 residential aged care facilities in Australia: a retrospective longitudinal cohort study. BMJ Open 2025;15:e096187. doi: 10.1136/bmjopen-2024-096187
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