"Neuro-Emotionen" im Entzug

Hilfreiche Tipps und Erklärtexte zum Umgang mit Entzugs-/Absetzsymptomen von Antidepressiva, Benzodiazepinen, Neuroleptika (Antipsychotika) und Phasenprophylaktika
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"Neuro-Emotionen" im Entzug

Viele Betroffene erleben im Entzug, dass sie Emotionen quasi "überrollen". Dabei scheinen diese Emotionen nicht aus der Gefühlswelt zu kommen, sondern aus dem Körper.
Diese Art von Emotionen wird "Neuro-Emotionen" genannt.
Von vielen Betroffenen werden diese Emotionen als "fremd" und nicht "von ihnen selbst ausgehend" beschrieben.


"Neuro-Emotionen" liegen verschiedene Theorien zugrunde, die zur Erklärung solcher Phänomene dienen sollen (aber wissenschaftlich nicht überprüft sind):
  • Offensichtlich scheint der Körper im Entzug schneller die Signale für "Kampf" oder "Flucht" auszusenden. Dadurch könnte es zu übertriebener Ausschüttung von Cortisol und Adrenalin kommen.
    Insgesamt scheint der Cortisol-Verlauf (im Laufe des Tages steigt und sinkt der Spiegel, u.a. um uns morgens auf das Aufwachen vorzubereiten) im Entzug gelegentlich zu "entgleisen". Viele Betroffene merken das daran, dass sie frühmorgens mit dem Gefühl von Panik aufwachen.
  • Ein weiterer Erklärungsansatz wäre eine Störung zwischen Sympathikus und Parasympathikus. Dabei scheint der Sympathikus (der für die Aktivierung zuständig ist) im Entzug stärker oder schneller aktiviert zu sein. Dies führt häufig zu einem Gefühl von starker Anspannung. Als Auslöser für Neuro-Emotionen könnte eine Überaktivierung des Sympathikus auch in Frage kommen.
  • Was ebenfalls Neuro-Emotionen begünstigen könnte, ist die generelle Überreizung des Zentralnervensystems im Entzug. Durch die Anpassungsarbeiten, die das ZNS im Entzug leisten muss (es muss sich ja an das Wegfallen einer gewissen Menge eines vorher regelmäßig eingenommenen Wirkstoffs anpassen), scheint das Nervensystem im Entzug sehr empfindlich auf Reize zu reagieren. Viele Betroffene bemerken das als ständiges Gefühl der Überlastung. Jede noch so kleine Aktivität (sogar eigentlich als positiv wahrgenommene Aktivitäten) scheinen den Betroffenen zu überfordern. Auch eine erhöhte Empfindlichkeit auf visuelle, akustische oder andere Reize scheinen vermehrt im Entzug aufzutreten.
Neuro-Emotionen können auf vielfältige Art auftreten. Bekannt sind beispielsweise Neuro-Angst, Neuro-Wut, etc.
Betroffene bemerken oft, dass sie im Entzug aufgrund dieser übermannenden Gefühle häufig unangemessen reagieren.

Hier findest du auch einen Beitrag zum Umgang mit Gereiztheit, Ärger und Wut im Entzug.
Hier eine Textübersetzung:
James Heaney: Umgang mit der Wut während des SSRI Entzugs (ADFD)
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