Dieser Infotext ist eine Gemeinschaftsarbeit des Teams von adfd.org und wurde dort erstmalig veröffentlicht.
Absetzsymptome können denen einer psychischen Störung sehr ähneln. Daher werden sie oft nicht erkannt und es wird fälschlicherweise ein Wiederauftreten der Grunderkrankung diagnostiziert.
Absetzsymptome sind jedoch körperlich (neurophysiologisch) und nicht psychisch bedingt.
Es gibt bereits Studien, die sich mit eben diesem Phänomen beschäftigen und Unterschiede zwischen Absetzsymptomen und dem Wiederauftreten einer Grunderkrankung darlegen.
INFO: Links zu Studien und Fachartikeln findest du in der Rubrik „Hintergrundinformationen und wissenschaftliche Texte“.
Absetzsymptome kann man anhand des zeitlichen Zusammenhangs mit dem Absetzen (auch zeitverzögert), der Art der Symptome, und gegebenenfalls anhand des Ansprechens auf eine Wiedereindosierung erkennen.
Zeitlicher Zusammenhang als Unterscheidungsmerkmal
Entzugssymptome treten zumeist innerhalb von 3-6 Monaten nach dem Absetzen auf. Sie können jedoch auch noch später erstmalig auftreten.
Wenn man vor dem Absetzen stabil war und dann innerhalb eines Jahres nach dem Absetzen Symptome bekommt, kann man davon ausgehen, dass es sich um Entzugssymptome handelt.
In Einzelfällen können Entzugssymptome auch erst Jahre nach dem Absetzen auftreten.
Art der Symptome als Unterscheidungsmerkmal
Deutliche Hinweise auf Entzugssymptome sind:
• neuartige Symptome, die vor Beginn der Medikation nicht vorhanden waren
• Symptome, die bereits vorhanden waren, aber nun verstärkt auftreten, oder sich anders anfühlen
• stromschlagartige Empfindungen (sogenannte „brain zaps“)
• Symptome, die gebündelt auftreten und sich in unterschiedlichen Bereichen bemerkbar machen
• Symptome, die einander abwechseln
• der Wechsel zwischen Phasen mit vielen Symptomen (Symptomwellen) und Phasen mit wenigen oderkeinen Symptomen (Fenster)
Es müssen nicht alle Punkte zutreffen und die Ausprägung ist sehr unterschiedlich, da jeder Mensch individuell auf das Absetzen reagiert.
Ansprechen auf eine Wiedereindosierung als Unterscheidungsmerkmal
Absetzsymptome bessern sich oft sehr schnell, wenn man das abgesetzte Psychopharmakon wieder einnimmt.
Tritt bei einer Wiedereindosierung keine Besserung ein, ist dies jedoch kein Beleg dafür, dass es sich nicht um Entzugssymptome handelt. Weshalb eine Wiedereindosierung nicht funktioniert, kann an verschiedenen Gründen liegen.
WICHTIGER HINWEIS: Bitte beachte dazu unbedingt die Informationen zur Wiedereindosierung (Schnelle Hilfe bei Kaltentzug)
Weiterführende Links zu diesem Thema:
Unterscheidung zwischen Absetzsymptomen und Rückfall
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Unterscheidung zwischen Absetzsymptomen und Rückfall
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