Um ein Psychopharmakon in kleinen Schritten absetzen zu können, ist man häufig gezwungen sich selbst passende Dosierungen herzustellen. Fertig zu kaufende Tabletten, Kapseln und Tropfen gibt es leider nicht in so kleinen Dosierungen, um damit kleinschrittig und risikominimierend absetzen zu können.
Das Teilen von Tabletten nach Augenmaß führt häufig zu sehr unterschiedlichen Dosierungen. Dazu kommt es zu Dosisschwankungen, die beim Absetzen von vielen Betroffenen gespürt werden und zu Absetzsymptomen führen können.
WICHTIGER HINWEIS: Die hier vorgestellte Methode wird von vielen Betroffenen problemlos angewendet. Da diese Methode jedoch von den Herstellern so nicht vorgesehen sind, kann dafür keine Sicherheitsgarantie gegeben werden.
Kurzbeschreibung und Eignung der Methode
Bei der Wasserlösmethode wird eine Tablette oder Tropfen eines Medikaments in einem Glas Wasser aufgelöst. Anschließend trinkt man nur eine bestimmte Menge der Wasserlösung. Auf diese Weise kann man die Dosis in sehr kleinen Schritten verringern.
Die Wasserlösmethode ist anwendbar für unretardierte Tabletten, Filmtabletten, Dragees, sofern diese nicht mit einem magensäureresistenen Überzug versehen sind. Außerdem für Lösungen sowie Tropfen, wenn sie in Wasser löslich sind und das Lösen in Wasser gestattet ist.
WICHTIGER HINWEIS: Retardierte Tabletten oder der retardierte Inhalt einer Kapsel darf niemals geteilt, aufgelöst oder anders weiterverarbeitet werden. Dies zerstört die Retardierung und der Wirkstoff des Psychopharmakons flutet schneller an. Manche Tabletten oder Tropfen (wie z.B. bestimmte Diazepamtropfen) können in Wasser instabil werden und dürfen daher nicht aufgelöst werden. Bitte unbedingt die Packungsbeilage beachten!
Die Lösbarkeit in Wasser ist von Präparat zu Präparat unterschiedlich. Am besten testet man es aus, in dem man eine Tablette in ein Glas Wasser gibt und überprüft, wie schnell sich die Tablette darin auflöst bzw. zerfällt. In der Regel dauert es ca. 20-30 Minuten, bis die Tablette vollständig zerfallen bzw. gelöst ist.
Manche Tabletten zerfallen vollkommen im Wasser und es sind keine sichtbaren Partikel in der Flüssigkeit erkennbar. Bei anderen Tabletten bleiben kleine Partikel am Boden des Wasserglases zurück.
Wichtig: Bitte nicht gleichzeitig Umstellen und Reduzieren! Im ersten Schritt stellt man die gewohnte Dosis auf die Wasserlösemethode um. Die erste Reduktion kann dann bei Verträglichkeit nach einer Woche erfolgen.
Durchführung der Wasserlösmethode
Die Durchführung erscheint zunächst kompliziert, ist jedoch sehr einfach.
Eine Anleitung als Video findet man hier .
Wenn man getestet hat, ob sich die Tablette in Wasser gut löst, muss zunächst die herzustellende Dosis berechnet werden. Danach trinkt man den errechneten Anteil der Wasserlösung und verwirft den Rest der Lösung.
Bitte den Rest der Wasserlösung nicht in den Abfluss oder in die Toilette schütten. Pharmazeutische Wirkstoffe können von den Kläranlagen gar nicht oder nur unzureichend gefiltert werden und unser Wasser ist bereits mehr als genug belastet z.B. durch Hormone, die Frauen, die die Antibabypille nehmen, über den Urin ausscheiden. Bitte den Rest der Wasserlösung am besten mit Küchentüchern aufsaugen und diese anschließend im Restmüll entsorgen.
Folgendes wird benötigt:
- 1 - 2 Becher
- eine Küchenwaage oder einen Messbecher oder eine größere Spritze (z.B. 20 ml) zum Abwiegen oder Abmessen
- einen Löffel zum Umrühren
- 1 - 2 Spritzen (z.B: 2 ml, 5 ml, 10 ml) zum Aufziehen der Menge, die eingenommen oder verworfen werden soll
Die Durchführungsschritte:
- Man wiegt oder misst lauwarmes Leitungswasser (zum Beispiel 100 ml) ab und gibt das Wasser in einen Becher.
- Man halbiert die Tablette und gibt beide Teile in das Wasser und rührt um (das Teilen beschleunigt die Auflösung).
- Man lässt die Flüssigkeit stehen bis die Tablette sich aufgelöst hat. Dies kann 20 bis 30 Minuten dauern. Gelegentlich rührt man um. Es entsteht eine milchige Flüssigkeit in der kleine Teilchen schwimmen oder sich auf dem Boden absetzen.
- Man rührt schnell um, so dass ein Strudel entsteht. In diesen Strudel hält man die Spritze und zieht die benötigte Menge auf.
- Möchte man nur eine kleine Menge einnehmen, zieht man die Menge auf, die man benötigt. Sie wird dann in den zweiten Becher gespritzt und eingenommen. Möchte man eine große Menge einnehmen, zieht man die Menge auf, die man nicht benötigt. Diese aufgezogene Flüssigkeit wird verworfen. Die übrige Flüssigkeit im Becher wird eingenommen.
Berechnung
Zunächst muss man die herzustellende Dosis berechnen. Dazu muss man herausfinden, wie viel mg Wirkstoff in einer Tablette (bzw. einem Tropfen) enthalten sind. Diese Information findet man in der Regel in der Packungsbeilage des Medikaments.
Von der mg-Stärke der Tablette bzw. den Tropfen ausgehend errechnet man mit einem einfachen Dreisatz die Menge der Wasserlösung, die man trinkt.
Rechenbeispiele:
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Rechenbeispiel 1:
Die Tablette hat einen Wirkstoffgehalt von 20mg. Es sollen 10% der Dosis abgesetzt werden, also 18mg eingenommen werden. Die Tablette wird in 100ml Wasser gelöst.
- 20 mg entsprechen jetzt 100ml
- 1 mg entspricht 5ml (100 geteilt durch 20 = 5)
- 18 mg entsprechen dann 90ml ( 18 mal 5 = 90)
Rechenbeispiel 2:
Die Tablette hat einen Wirkstoffgehalt von 15mg. Es sollen 1,2mg eingenommen werden. Die Tablette wird in 90ml Wasser gelöst.
- 15mg entsprechen jetzt 90ml
- 1mg entspricht 6ml (90 geteilt durch 15 = 6)
- 1,2mg entsprechen 7,2ml (1,2 mal 6 = 7,2)
Rechenbeispiel 3:
Das Präparat ist eine Lösung und 1 Tropfen entspricht 2mg. Es sollen 0,5mg eingenommen werden. Der Tropfen wird in 50ml Wasser gelöst.
- 2mg entsprechen jetzt 50ml
- 1mg entspricht 25ml (50 geteilt durch 2 = 25)
- 0,5mg entsprechen 12,5ml (0,5 mal 25 = 12,5)
Häufig gestellte Fragen und Tipps
Ändert sich etwas am Wirkungseintritt, wenn ich die Tabletten/Tropfen in Wasser löse?
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Durch das Auflösen der Tablette kommt es zu einem etwas schnelleren Wirkungseintritt als wenn die Tablette in festem Zustand geschluckt wird. Was normalerweise im Magen passiert (Auflösen der Tablette) wurde sozusagen schon im Wasserglas vorgezogen.
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Die Tablette sollte nicht in einer zu kleinen Menge Wasser gelöst werden. Bei einer kleinen Menge ist es nicht gewährleistet, dass sich die Tablette gut genug löst und der Wirkstoff gleichmäßig verteilt wird. Du solltest daher mindestens 50 ml als Ausgangsmenge nehmen.
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Die Lösbarkeit wird verbessert, wenn du warmes Wasser (nicht über 37 Grad) verwendest und die Tablette zuvor zerkleinerst/zermörserst. Für manche Betroffene ist auch ein Milchaufschäumer oder ein Magnetrührer hilfreich.
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Das Teilen nach Augenmaß oder mit einem Tablettenteiler ist zu ungenau. Du würdest für das Teilen eine Feinwaage benötigen. Das wäre relativ aufwendig und du hättest eine zusätzliche mögliche Ungenauigkeit.
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Ja, das geht. Du musst dazu die Tablette in einer entsprechend großen Menge Wasser lösen und du benötigst eine sehr fein skalierte Spritze.
Bei einer 10 mg Tablette kannst du 100 ml Wasser zum Lösen benutzen, bei einer 20 mg Tablette entsprechend 200 ml.
Es gibt Spritzen mit einer 0,01 ml Skalierung, sie sind unter dem Namen Tuberkulinspritzen (1 ml) im Netz erhältlich.
Bei einer 10 mg Tablette kannst du 100 ml Wasser zum Lösen benutzen, bei einer 20 mg Tablette entsprechend 200 ml.
Es gibt Spritzen mit einer 0,01 ml Skalierung, sie sind unter dem Namen Tuberkulinspritzen (1 ml) im Netz erhältlich.
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Falls kleine Flöckchen/Schwebeteilchen sich nicht lösen, sondern auf dem Boden absetzen, ist das in der Regel kein Problem. In dem Strudel, den du durch das Umrühren mit dem Löffel erzeugst, wird ein entsprechender Teil dieser Teilchen mit aufgezogen.
Genau genommen wird bei der Wasserlösemethode keine Lösung sondern eine Suspension hergestellt.
Bei einer Lösung wird der Wirkstoff wirklich komplett in der Flüssigkeit gelöst und ist gleichmäßig darin verteilt. Die meisten Medikamente sind in Wasser jedoch nicht in diesem Sinne lösbar.
Bei einer Suspension verteilt man den Wirkstoff, der in einem festen Trägermedium enthalten ist (also zB in der Tablette) in der Flüssigkeit. Dabei verteilt er sich natürlich nicht zu 100%, denn es bleiben immer Teilchen übrig (manche gröber - die sieht man dann als Bodensatz, wenn man die Flüssigkeit nicht umrührt und stehen lässt - und manche so fein, das man sie nicht mit dem freien Auge erkennt).
Durch das Aufrühren der Flüssigkeit verteilen sich diese Partikel dann in der Flüssigkeit und so nimmt man eine möglichst durchgemischte Flüssigkeit samt Partikel in der Spritze auf.
Genau genommen wird bei der Wasserlösemethode keine Lösung sondern eine Suspension hergestellt.
Bei einer Lösung wird der Wirkstoff wirklich komplett in der Flüssigkeit gelöst und ist gleichmäßig darin verteilt. Die meisten Medikamente sind in Wasser jedoch nicht in diesem Sinne lösbar.
Bei einer Suspension verteilt man den Wirkstoff, der in einem festen Trägermedium enthalten ist (also zB in der Tablette) in der Flüssigkeit. Dabei verteilt er sich natürlich nicht zu 100%, denn es bleiben immer Teilchen übrig (manche gröber - die sieht man dann als Bodensatz, wenn man die Flüssigkeit nicht umrührt und stehen lässt - und manche so fein, das man sie nicht mit dem freien Auge erkennt).
Durch das Aufrühren der Flüssigkeit verteilen sich diese Partikel dann in der Flüssigkeit und so nimmt man eine möglichst durchgemischte Flüssigkeit samt Partikel in der Spritze auf.
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Die Lösung sollte jeweils frisch hergestellt werden. Ist es erforderlich die Lösung aufzubewahren, so kannst du sie in einem geschlossenem Gefäß im Kühlschrank maximal 24 Stunden aufbewahren.
Wasser verkeimt schnell. Und wenn auch noch Stärke enthalten ist (die wiederum aus Zuckermolekülen besteht), wie es bei vielen Tabletten der Fall ist, dann haben Bakterien auch noch "Fressen" (Zucker) und können sich vermehren.
Zudem wissen wir nicht, ob manche Wirkstoffe nicht ggf. auch ausfallen, wenn sie in einem zu kalten Medium gelagert werden.
Wasser verkeimt schnell. Und wenn auch noch Stärke enthalten ist (die wiederum aus Zuckermolekülen besteht), wie es bei vielen Tabletten der Fall ist, dann haben Bakterien auch noch "Fressen" (Zucker) und können sich vermehren.
Zudem wissen wir nicht, ob manche Wirkstoffe nicht ggf. auch ausfallen, wenn sie in einem zu kalten Medium gelagert werden.
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Die Spritzen können mehrfach verwendet werden. Du solltest sie nach dem Gebrauch gut mit Wasser durchspülen.
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Wenn sich in der Spritze Luftblasen bilden, dann die Spritze senkrecht halten und einige Male dagegen klopfen. Die Luftblasen steigen dann auf und können hinaus gedrückt werden.
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- Du kannst weiter dein gewohntes Präparat einnehmen und musst nicht auf eine andere Darreichungsform (z.B. Tropfen) umsteigen.
- Viele Betroffene vertragen die Wasserlösemethode durchwegs gut.
- Du bist nicht darauf angewiesen, dass du spezielle Dosierungen von deinem Arzt verordnet bekommst und in der Apotheke herstellen lassen musst.
- Du kannst beliebig kleine Dosierungen herstellen und bleibst flexibel die Dosierungen jederzeit zu ändern.
- Die Methode ist ziemlich genau und daher besser geeignet als das Teilen von Tabletten nach Augenmaß.
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- Es bedarf eines kleinen Zeitaufwandes zur Herstellung der Dosis. Diese Zeit musst du dir täglich (oder zumindest jeden zweiten Tag, wenn du die Lösung auf Vorrat für zwei Tage herstellst) nehmen.
- Du musst dich zunächst mit der Methode vertraut machen.
- Auf Reisen oder unterwegs ist die Herstellung der Dosis meist unpraktisch.
Weiterführende Links zu diesem Thema: