Therapeutisch wirksame Dosis vs. Absetzsymptome verursachende Dosis

Informationen zu Entzugssymptomen, und zum risikominimierenden Ausschleichen von Antidepressiva, Benzodiazepinen und Neuroleptika (Antipsychotika) und Phasenprophylaktika
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Therapeutisch wirksame Dosis vs. Absetzsymptome verursachende Dosis

Immer wieder kommt es beim Absetzen zu dem Missverständnis, was eine "therapeutisch wirksame Dosis" ist.
Als "therapeutisch wirksame Dosis" wird jene Dosis verstanden, bei der in Studien eine Wirksamkeit nachgewiesen wurde. Bei Antidepressiva wäre das zB eine antidepressive Wirkung.

Der Nachweis der antidepressiven Wirkung von Antidepressiva (insbesondere bei leichten und mittelgradigen Depressionen) ist jedoch umstritten und gilt mittlerweile als widerlegt.
Siehe dazu auch folgende Texte: Es taucht häufig die Frage auf, weshalb ein Medikament nicht einfach weggelassen (oder rasch abgesetzt) werden kann, wenn sich die Dosis ohnehin nicht mehr in der "therapeutischen Bandbreite" befindet.
Das Problem dabei ist, dass eine Dosis, die zwar nicht mehr "therapeutisch" wirkt, dennoch erhebliche Auswirkungen auf das Gehirn hat. Das zeigt sich auch deutlich in den Grafiken der Serotonintransporter-Belegung bei der Einnahme von Antidepressiva.
Im Text "Graduelle Reduktion" ist detailliert erklärt, weshalb auch die kleinsten Reduktionsschritte im untersten Dosisbereich noch signifikante Veränderungen auf die Serotonintransporter-Belegung haben.
Diese Auswirkungen auf die Serotonintransporter-Belegung könnten unter anderem eine Erklärung für das Auftreten von Absetzsymptomen sein. Werden Serotonintransporter bei der Reduktion der Antidepressiva-Dosis wieder "freigelegt", muss sich das Gehirn erst daran anpassen. Diese Anpassungsvorgänge führen dann vermutlich zu den Absetzsymptomen.

Es ist daher sehr wichtig zu unterscheiden, ob eine Dosis für das Auftreten von Absetzsymptomen noch relevant sein kann. Das sollte nicht mit der sogenannten "therapeutisch wirksamen Dosis" verwechselt werden.

Ebenso wird häufig verwechselt, wann sich ein Medikament noch durch Absetzsymptome bemerkbar machen kann.
Viele denken, dass der Entzug ausgestanden ist, wenn das Medikament nicht mehr im Körper nachgewiesen werden kann. Dieser Schluss ist allerdings etwas zu kurz gegriffen. Denn nicht das Medikament selbst verursacht die Absetzsymptome, sondern die Veränderungen, die das Gehirn wegen der Einnahme des Medikaments vorgenommen hat. Diese Veränderungen müssen nach dem Absetzen erst wieder "zurückgebaut" werden. Diese Vorgänge verursachen dann vermutlich die Absetzsymptome. Deshalb ist die Arbeit des ZNS, die es beim Entzug leisten muss, noch nicht abgeschlossen, wenn das Medikament aus dem Körper ist.
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